Ob Zigarette, Zigarre, Shisha oder Schnupftabak – der Tabakkonsum beginnt beim Tabakanbau. Der Ursprung des nikotinhaltigen Gewächses aus Tabakplantagen suggeriert Natürlichkeit und traditionelle Landwirtschaft. Doch wie sieht es wirklich auf den Tabakfeldern aus? Lies hier, wie Zusatzstoffe, zahllose Verarbeitungsschritte und schlechte Arbeitsbedingungen den Tabak als unmoralische Giftbombe enttarnen.
von Alexander Seifried
Die ursprünglich aus Mittel-und Südamerika stammende Pflanze wird heutzutage weltweit angebaut. Der meiste Tabak stammt aus den USA, sowie Mittel-und Südamerika. Doch auch in Deutschland wird bereits seit dem 16. Jahrhundert Tabak kultiviert. Anders als bei vielen anderen Industrieprodukten ist „made in Germany“ bei Tabak kein Qualitätsmerkmal. Der deutsche Tabak ist von unterdurchschnittlicher Qualität und nimmt mengenmäßig nur einen geringen Anteil der Landwirtschaft ein. Daher lebte der Tabakanbau lange von Subventionen, die jedoch im Rahmen von Reformen seit 2013 nicht mehr bezahlt werden. In Folge dessen erhöhte die Tabakindustrie die Preise. Für den Raucher bedeutet das ein schlechtes Produkt für einen hohen Preis!
Für die Tabakproduktion häufig Wälder abgeholzt werden müssen?
Tabak meist in Monokulturen angebaut wird? Dadurch werden Böden schnell ausgelaugt.
Tabakanbau einen hohen Wasserverbrauch mit sich zieht?
Tabak erst stark verarbeitet wird bevor er in die Zigaretten gelangt?
dem Tabak Zusatzstoffe beigefügt werden, mit dem Ziel ein möglichst hohes Suchtpotential zu erreichen
Bevor der Raucher seine fertige Zigarette zwischen den Fingern hält, gehen dabei jedoch einige Produktionsschritte voraus. Nach einer Wachstumszeit von 70-130 Tagen nach der Setzung wird die Tabakpflanze meist von Hand geerntet. Dabei werden nach und nach je nach Reifegrad nur einzelne Blätter abgenommen. Direkt nach der Ernte enthält der Tabak noch viel Feuchtigkeit, weswegen er für die weitere Verarbeitung getrocknet werden muss. Natürlicherweise dauert die Trocknung zwischen 30 und 90 Tagen. Aus Kostengründen entscheiden sich viele Hersteller jedoch für den Einsatz künstlicher Trocknungsverfahren, die lediglich drei bis fünf Tage benötigen. Für das Verfahren der Feuertrocknung, werden dabei häufig Wälder abgeholzt. Im Anschluss folgt die sogenannte Fermentation, also die chemische Veränderung, des Tabaks. Dieser Herstellungsschritt verleiht dem Tabak seine typische braune Farbe und sein Aroma. Die Fermentation kann zwischen vier Wochen und sechs Monate dauern. Von dem eigentlichen „Tabakgeschmack“ bekommt der Raucher aber nicht viel mit. Denn nach der Fermentierung folgen weitere Bearbeitungsschritte wie das Mischen, das Aromatisieren und das Beifügen etlicher Zusatzstoffe in Zigaretten. Ohne die künstliche Veränderung der Feuchtigkeit, des Geschmacks und der Milde, wären Zigaretten für die allermeisten Raucher ungenießbar! Weiterhin werden Zusatzstoffe verwendet, um den Raucher zu tieferen Inhalationen zu verleiten und damit eine Abhängigkeit zu verstärken. Aus ökologischer Sicht stellt der Tabakanbau ein Problem dar. Durch die Verwendung von Monokulturen werden dem Boden mehr Nährstoffe entzogen, als bei der Kultivierung verschiedener Pflanzenarten. Tabak benötigt aus dem Boden etwa doppelt so viel Wasser wie Mais und um ein vielfaches mehr an Kalium und anderen Spurenelementen.
Das Nikotin im Tabak ist nachweislich ein starkes Gift mit hohem Suchtpotenzial. Die Nikotinsucht ist der Hauptgrund für die Entstehung einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit bei Rauchern und löst bei Rauchstopp bzw. zu gering werdender Konzentration im Blut Entzugserscheinungen bei abhängigen Rauchern aus. Nicht umsonst kann es vorkommen, dass Aufhörwillige Tipps gegen Entzugserscheinungen benötigen. Doch als wäre das noch nicht schlimm genug, werden während der Tabakproduktion Stoffe eingesetzt, die das Schadpotenzial des Tabaks noch weiter erhöhen. So führt beispielsweise Nitratdünger auf den Tabakfeldern zu einem höheren Nikotingehalt der Blätter. Außerdem wird dieser in der Pflanze in Ammoniumverbindungen umgewandelt, die wiederum die Nikotinfreisetzung beim Rauchen erhöhen. Weiterhin bildet das in Nitraten enthalte Stickstoff in der Pflanze krebserregende Nitrosamine. Weitere krebserregende Stoffe werden durch die Nitrate selbst während der Verbrennung freigesetzt.
Somit verursacht die Art des Tabakanbaus eine Potenzierung der Gesundheitsgefahr durch Nikotin. Hinzu kommt der Einsatz verschiedener Pflanzenschutzmittel zur Ertragssteigerung. Interessanterweise inhalieren täglich Millionen Raucher ein Pestizidgemisch mit Stoffen, die sie lieber nicht auf Ihren Lebensmitteln finden möchten. Diese Rückstände stellen sowohl für den Raucher, als auch für die Erntehelfer eine mögliche Gesundheitsgefahr dar.
Trocknen, fermentieren und chemisches Bearbeiten von Tabak
Tabak ist trotz Anbetracht des hohen Verkaufspreises ein eher günstiger Rohstoff. Teuer wird das Tabakprodukt erst durch Steuern und vor allem durch den Gewinn der Konzerne. Gespart wird bei den Löhnen für die Erzeuger! Faire Löhne und nachhaltige Arbeiterpolitik – Fehlanzeige! Hinzu kommen fehlende Arbeitsschutzmaßnahmen, vor allem bei Minderjährigen Erntehelfern. Die harte Arbeit und der Kontakt mit der Tabakpflanze führen nicht selten zur sogenannten Tabakkrankheit mit Symptomen wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. So konnten bei Arbeitern auf Tabakplantagen Nikotinkonzentrationen im Blut ähnlich derer von starken Rauchern festgestellt werden. Der Konsum von Tabakprodukten weltweit stärkt die Konzerne in deren Mitarbeiterpolitik und im Erhalt der unnatürlichen Tabakmonokulturen. Raucher überall auf der Welt tragen daher Mitverantwortung für die Arbeitsbedingungen in Erzeugerländern, die Umwelt und natürlich ihre eigene Gesundheit. Rauchen aufhören hat viele Vorteile! für deine Gesundheit, aber auch für die Gesundheit und Umwelt weltweit.
Alexander versteht es durch seine Tätigkeit als Fitnesstrainer Menschen zu motivieren und an ihr Ziel zu begleiten. Sport und gesunde Ernährung sind seine Leitprinzipien. Rauchen passt hier einfach nicht dazu. Seine Kenntnisse und Erfahrungen in Gesundheitsfragen möchte er gerne mit Dir teilen.
1Fotedar, S; Fotedar, V. (2017): Green Tobacco Sickness: A Brief Review. In: Indian Journal of Occupational and Environmental Medicine 21 (3), 101–4. 2Xi, X; Li, C; Zhang, F. (2008): Tobacco plants can use nitrogen taken up before mechanical wounding to synthesize nicotine afterwards. In: Plant Signaling & Behavior 3 (2), 87–90. 3Novotny, TE et al. (2015): The environmental and health impacts of tobacco agriculture, cigarette manufacture and consumption. In: Bulletin of the World Health Organization 93 (12), 877–80. 4Rabinoff, M; Caskey, N; Rissling, A; Park, C. (2007): Pharmacological and chemical effects of cigarette additives. In: American journal of public health 97 (11), 1981–91.
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