Nikotinpflaster - ganz einfach aufhören?


Sie sind bekannt aus der Werbung, der Apotheke oder vielleicht hast Du sie schon selbst einmal ausprobiert - die Nikotinpflaster. Bei einer bestehenden Tabakabhängigkeit sollen sie auftretende Entzugserscheinungen mildern und somit beim Rauchstopp helfen. Doch was genau hinter den Pflastern steckt, wie sie funktionieren und ob Du dadurch ganz leicht zum Nichtraucher werden kannst, erfährst Du hier.

von Dr. Maddalena Di Lellis


Nikotinpflaster: Ziel und Möglichkeiten in der Nikotinersatztherapie

Nikotinersatzprodukte sind eine Möglichkeit, die Rauchentwöhnung aufhörwilliger Raucher zu unterstützen. Es gibt verschiedene Produkte wie Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis, Lutschtabletten oder Sprays in unterschiedlichen Wirkstärken, die Dich durch zugesetztes Nikotin beim Rauchstopp unterstützen. In diesem Artikel sehen wir uns das Nikotinpflaster mit seiner Wirksamkeit und in seiner Anwendung genauer an.

Nikotinpflaster gehören zu den apothekenpflichtigen, aber rezeptfreien Arzneimitteln und werden in der sogenannten Nikotinersatztherapie  eingesetzt. Inzwischen gibt es sie aber auch auf Rezept! Lies hierzu weiter unter „Wie komme ich an Nikotinpflaster?“.

Nikotinpflaster geben über die Haut kontinuierlich Nikotin in den Blutkreislauf ab und erleichtern Dir so den Rauchstopp. Durch die kontinuierliche Nikotinzufuhr werden Deine Entzugssymptome und Dein starkes Verlangen nach Zigaretten gelindert, ohne dass Du mit dem Zigarettenrauch rund 7.000 Stoffe inhalierst und damit Deine Gesundheit schädigst. So kannst Du Dich in Ruhe um Deine psychische Abhängigkeit kümmern und neue Verhaltensweisen und Strategien lernen, ohne direkt am Anfang mit den körperlichen Entzugserscheinungen konfrontiert zu sein.

Der Goldstandard der Tabakentwöhnung

Die Wirksamkeit der Nikotinersatztherapie, also auch der Nutzung von Nikotinpflastern, ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt (lies weiter unter „Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit“). Die Studien zeigen, dass ambitionierte Rauchstopp-Kandidaten mit einer Nutzung von Nikotinersatzpräparaten langfristig erfolgreicher Nichtraucher bleiben! Da Nikotin sowohl körperlich als auch psychisch abhängig macht, gelingt der Rauchstopp oft nicht beim ersten Versuch. Zur Unterstützung empfehlen Fachgesellschaften in Deutschland evidenzbasierte Programme nach der S3-Leitlinie zur Tabakentwöhnung. Die Kombination aus einem begleiteten Entwöhnprogramm und einer medikamentösen Therapie nennt man den Goldstandard in der Tabakentwöhnung. Das NichtraucherHelden-Programm ist von den Krankenkassen anerkannt. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten. Informiere dich und starte Deinen Rauchstopp!

Um die Wirkung des Nichtraucherpflasters beim Rauchen aufhören  zu verstehen, muss zunächst die Abhängigkeit von Zigaretten verstanden werden. Die Abhängigkeit beim Rauchen besteht nämlich aus zwei Komponenten:

  • körperliche Abhängigkeit

  • psychischen Abhängigkeit

Daher müssen beim Rauchstopp auch beide Abhängigkeitskomponenten berücksichtigt werden. Das Nikotinpflaster verringert durch die kontinuierliche Nikotinabgabe nur die körperlichen Entzugserscheinungen beim Rauchstopp. Die psychische Abhängigkeit wird durch das Nikotinpflaster nicht behandelt. Die festgefahrenen Rauchgewohnheiten musst Du trotzdem durch Verhaltenstraining auflösen. Aber durch die Linderung bzw. den Wegfall der körperlichen Entzugsymptome können sich abhängige Raucher komplett das Entkoppeln der typischen Rauchsituationen und das Erlernen des neuen Verhaltens konzentriert werden. Für manche Raucher ermöglicht die medikamentöse Unterstützung erst den Einstieg in den Rauchausstieg.

Wirkmechanismus der Nikotinpflaster 

Nikotinpflaster werden auf die Haut geklebt und geben dann kontinuierlich eine bestimmte Menge Nikotin in Deinen Blutkreislauf ab. Dadurch erhält Dein Körper das Nikotin langsamer und gleichmäßiger als beim Rauchen einer Zigarette. Bereits nach etwa einer Stunde erreicht das Nikotin einen stabilen Wert in Deinem Blut. Da der „Nikotin-Peak“ beim Pflaster viel niedriger ist als bei einer Zigarette, ist das Risiko, von den Pflastern abhängig zu werden, sehr gering. Sieh Dir hierzu unsere Grafik an:

Wirkgeschwindigkeit von Nikotinpflastern

Durch die Wirkung der Nikotinpflaster lassen sich typische Entzugssymptome deutlich abmildern. Um Deinen Körper schrittweise zu entwöhnen, solltest Du idealerweise mit einer höheren Dosis beginnen und dann nach und nach zu Pflastern mit geringerem Nikotingehalt wechseln. Während der Entwöhnung lindern Nikotinpflaster fünf der häufigsten Entzugssymptome: 

  • starkes Rauchverlangen,

  • innere Unruhe,

  • gesteigerten Appetit,

  • Reizbarkeit und

  • Konzentrationsprobleme.

Damit erhöhen sie Deine Chancen auf einen erfolgreichen Rauchstopp erheblich. Insgesamt ersetzt die Behandlung mit Pflastern etwa die Hälfte des Nikotins, das Du sonst durch Zigaretten aufgenommen hättest.

Welche Produkte gibt es?

Auf dem Markt gibt es verschiedene Marken und Varianten, die sich in Stärke, Tragedauer und Anwendung unterscheiden. So kannst auch Du die für Dich passende Unterstützung finden. 

Nikotinpflaster sind zum aktuellen Stand in zwei verschiedenen Anwendungsformen erhältlich. Es gibt sie als 16-Stunden Pflaster und als 24-Stunden Pflaster. Dazu gibt es jeweils drei verschiedene Stärken. In folgender Tabelle findest du 3 der gängigsten Produkte.

Marke

Stärke bzw. Nikotinmenge

Dauer der Wirkung

Nicorette TX Pflaster 25 mg, 15 mg, 10 mg 16 Stunden

Nicotinell

52,5 mg, 35 mg, 17,5 mg 24 Stunden

Nikofrenon

21 mg, 14 mg, 7 mg  24 Stunden

Das nicorette TX Pflaster gibt das Nikotin über 16 Stunden hinweg über die Haut in Deinen Blutkreislauf ab. Dadurch wird Dein natürlicher Schlaf-Wach-Rhythmus berücksichtigt. Während Du während des Tages gut versorgt bist, bist Du über Nacht frei von zusätzlichem Nikotin. Das Pflaster wird morgens auf die Haut geklebt und am Abend wieder entfernt. Die Pflaster gibt es in verschiedenen Wirkstärken.

Eine Alternative sind die Nicotinell 24-Stunden-Pflaster, die das Rauchverlangen rund um die Uhr lindern. Die Nikotinpflaster bleiben auch nachts auf der Haut. Die Nicotinell-Pflaster sind besonders für starke Raucher geeignet, die rund um die Uhr mit Rauchverlangen zu kämpfen haben. Nicotinell Nikotinpflaster sind in unterschiedlichen Wirkstärken erhältlich, so kannst Du die Nikotinmenge schrittweise reduzieren.

Darüber hinaus gibt es weitere Präparate wie Nikofrenon, die ebenfalls über 24 Stunden wirken und konstant Nikotin abgeben. Auch von Nikofrenon gibt es verschiedene Wirkstärken.

Ob ein 16-Stunden- oder ein 24-Stunden-Pflaster besser für Dich geeignet ist, hängt von deinen persönlichen Rauchgewohnheiten ab. Lass Dich ärztlich oder in der Apotheke Deines Vertrauens beraten, welche die passende Option für Dich ist!

Wie komme ich an Nikotinpflaster?

Nikotinpflaster gibt es nicht in Drogerie- oder Supermärkten. Die Pflaster sind apothekenpflichtig, Du bekommst sie also in jeder Apotheke. 

Du kannst Dich in der Apotheke beraten lassen und die Pflaster rezeptfrei kaufen. Ganz neu ist, dass seit dem 22. August 2025 Raucher mit schwerer Tabakabhängigkeit die Nikotinpflaster vom Arzt auf Rezept verordnet bekommen können. Die Krankenkassen übernehmen dann die Kosten für die Pflaster! Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Du die medikamentöse Therapie in Kombination mit einem evidenzbasierten Programm zur Tabakentwöhnung nutzt. Der NichtraucherHelden-Kurs ist von den Krankenkassen anerkannt – melde Dich an und leg los!

Anwendung der Nikotinpflaster

So bringst Du das Pflaster auf Deiner Haut an

Klebe das Pflaster morgens nach dem Aufstehen auf eine unbehaarte, trockene und saubere Hautstelle, zum Beispiel am Oberarm, an der Hüfte oder am Oberkörper. Drücke es 10–20 Sekunden fest an und streiche die Ränder glatt, damit es gut haftet. Verwende jeden Tag eine andere Stelle, um Hautreizungen zu vermeiden. 

Beachte die Anwendungsdauer. 16-Stunden-Pflaster solltest Du abends vor dem Schlafengehen wieder entfernen. 24-Stunden-Pflaster wechselst Du erst am nächsten Morgen. Beide Varianten solltest Du ab dem ersten Tag des Rauchstopps täglich anwenden.

Das Nikotinpflaster ist wasserfest und kann beim Duschen getragen werden. Beim Schwimmen oder in der Sauna solltest Du das Pflaster jedoch abnehmen. Trage niemals zwei Pflaster gleichzeitig und lies vor Beginn der Anwendung sorgfältig die Packungsbeilage durch.

 Wie werden Nikotinpflaster angewendet?

Dosierung + Dauer der Anwendung

Die Nikotinpflaster sind meist in drei verschiedenen Stärken erhältlich, die auf den individuellen Zigarettenkonsum und die jeweilige Phase der Entwöhnung abgestimmt sind. Die höchsten Nikotin-Dosierungen sind für starke Raucher und den Beginn der Entwöhnphase bestimmt. 

Die Therapie mit Nikotinpflastern dauert im Durchschnitt neun bis zwölf Wochen. Dabei wird die Wirkstärke schrittweise reduziert.

  • Starke Raucher mit einem Konsum von mehr als 20 Zigaretten täglich greifen zunächst für 3-4 Wochen zur starken Pflasterstärke, danach für 3-4 Wochen zur mittleren Stärke und anschließend für 3-4 Wochen zur leichtesten Stufe.

  • Mittelstarke oder leichte Raucher mit einem Konsum von weniger als 20 Zigaretten täglich beginnen direkt für bis zu 8 Wochen mit der mittleren Pflasterstärke und wechseln dann für weitere 3-4 Wochen zu den leichten Pflastern.

Gegenanzeigen und Anwendungsbeschränkungen

Vor der Anwendung von Nikotinpflastern solltest Du ein paar Dinge wissen. Es gibt einige Aspekte, die beachtet werden müssen. Außerdem ist bei bestimmten Erkrankungen die Anwendung nur mit Vorsicht und in Rücksprache mit einem Arzt zu empfehlen.

  • Während der Behandlung mit Nikotinpflastern darfst Du keine Zigaretten mehr rauchen, sondern musst vollständig rauchfrei sein.

  • Auch andere Wege, Nikotin aufzunehmen (z.B. Schnupf- oder Kautabak), musst Du vermeiden.

  • Wenn Du kürzlich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall hattest, schwere Herzrhythmusstörungen hast, Deine Herzkranzgefäße verengt sind oder chronische Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Entzündungen oder Nesselsucht vorliegen, darfst Du keine Nikotinpflaster benutzen.

  • Bei stark erhöhtem Blutdruck, Gefäßerkrankungen des Gehirns, Durchblutungsstörungen an Armen und Beinen, schwerer Herzschwäche, Schilddrüsenüberfunktion, akuten Magen- oder Darmgeschwüren, Vorerkrankungen am Herzen oder Einnahme von anderen Medikamenten solltest Du vor einer Anwendung Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt halten.

  • Hast Du einen Diabetes? Dann wird dringend von einer Nutzung von Nikotinpflastern abgeraten!

  • Rauchen in der Schwangerschaft:  Schwangere sollten grundsätzlich weder rauchen noch Nikotin anwenden. Nikotin geht in die Muttermilch über. Schwangere sollten daher zunächst versuchen, ohne nikotinhaltige Medikamente aufzuhören; ist das nicht möglich und besteht die Gefahr des Weiterrauchens, kann eine Behandlung mit Nikotinersatzmitteln nur nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung in Betracht gezogen werden. Auch während der Stillzeit ist Vorsicht geboten.

  • Nikotin ist für Kinder hochgiftig. Dosen, die für Erwachsene verträglich sind, können bei kleinen Kindern schwere oder lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Bewahre Deine Pflaster deshalb jederzeit unzugänglich für Kinder auf! Auch gebrauchte Pflaster können noch Nikotin enthalten, Du musst diese also so entsorgen, dass sie unter keinen Umständen in Kinderhände gelangen.

 

Wusstest Du schon, dass...

  • ... die Schadstoffe der Zigarette nicht nur durch die Nabelschnur das Baby erreichen, sondern auch später beim Stillen in die Muttermilch gelangen?

Kombinationstherapie: Nikotinpflaster mit anderen Präparaten kombinieren?

Manche Hersteller der Nikotinpflaster raten Dir, deine Pflaster mit anderen Nikotinersatzprodukten zu kombinieren, wenn die alleinige Anwendung des Pflasters nicht ausreicht. Die Empfehlung ist, dass Du in akuten Fällen zusätzlich zu Nikotinkaugummis mit 2 mg zugesetztem Nikotin greifen darfst. Die maximale Tagesdosis von 64 mg Nikotin am Tag soll nach Angaben der Hersteller nicht überschritten werden.

Prinzipiell wird von einer Kombinationstherapie eher abgeraten. Lass Dich am besten ärztlich beraten, wenn du eine Kombinationstherapie in Betracht ziehst.

Nebenwirkungen von Nikotinpflastern

Wie bei anderen Nikotinersatzprodukten können auch bei der Anwendung von Nikotinpflastern Nebenwirkungen durch eine Nikotinüberdosierung auftreten, die den typischen Effekten des Rauchens ähneln. Dazu gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Herzrasen oder ein vorübergehender leichter Anstieg des Blutdrucks.

Etwa 20% der Anwender von Nikotinpflastern zeigen während der ersten Zeit leichte lokale Hautreaktionen wie z. B. Juckreiz, Hautausschlag und/oder Brennen. Wenn Du weißt, dass Du auf Heftpflaster empfindlich reagierst, kannst Du von vornherein darauf achten.

Die Erfahrung seit der Markteinführung und klinische Studien haben außerdem gezeigt, dass folgende Nebenwirkungen möglich sind:

  • Mehr als 1 von 10 Anwendern hat einen Juckreiz (Häufigkeit: sehr häufig).

  • Bis zu 1 von 10 Anwendern hat  Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlag oder Nesselsucht (häufig).

  • Bis zu 1 von 100 Anwendern zeigt eine Überempfindlichkeit oder Missempfindungen der Haut, Erschöpfung, abnorme Träume, Herzklopfen, Herzrasen, Hitzewallung, Bluthochdruck, Atemnot, übermäßige Schweißproduktion, Muskelschmerzen, Beschwerden am Verabreichungsort, Schwäche, Beschwerden und Schmerzen im Brustbereich oder Unwohlsein (gelegentlich).

  • Es können auch Überempfindlichkeitsreaktionen (sog. Anaphylaxie), Magen-Darm-Beschwerden, Schwellung von Gesicht, Zunge oder Rachen (Angioödem), Hautrötungen und Schmerzen in Armen und Beinen vorkommen. Die Häufigkeit ist aktuell auf Grundlage der verfügbaren Daten noch nicht abschätzbar.


  • Grundsätzlich sind die meisten Nebenwirkungen mild und vorübergehend. Wenn du schwerwiegende Nebenwirkungen bei dir bemerkst, entferne das Nikotinpflaster und suche einen Arzt auf!

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Das Rauchen selbst, nicht nur das Nikotin allein, kann die Wirkung zahlreicher Medikamente beeinflussen. Das liegt an den vielen anderen Inhaltsstoffen des Tabakrauchs, die den Abbau von Arzneimitteln im Körper verändern.

Bist Du insulinpflichtiger Diabetiker? Ein Rauchstopp kann die Wirkung von Insulin verstärken, Du brauchst in Folge daher weniger Insulin, um Deinen Blutzuckerspiegel zu regulieren. Sprich mit Deinem Arzt.

Die Wirkung folgender Medikamente kann sich durch Deinen Rauchstopp ebenfalls verstärken:

Theophyllin zur Behandlung von Asthma;

Tacrin zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit;

Clozapin zur Behandlung der Schizophrenie;

Ropinirol zur Behandlung der Parkinson-Krankheit.

Durch Deinen Rauchstopp kann es zu weiteren Veränderungen in der Wirkung von Medikamenten, Hormonen und Wirkstoffen kommen. Dies liegt nicht nur an der verminderten Zufuhr von Nikotin, sondern auch am Fehlen weiterer schädlicher Stoffe: polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) im Tabakrauch dämpfen nämlich die Wirkung vieler Wirkstoffe. Dies liegt daran, dass die Leber von Rauchern vermehrt Enzyme produziert, die nicht nur die Giftstoffe aus Tabakrauch abbauen, sondern auch Medikamente schneller eliminieren. Daher brauchst Du nach einem Rauchstopp möglicherweise eine niedrigere Dosis. Bitte besprich dies unbedingt mit deinem Arzt, bevor Du Deine Dosierungen selbstständig änderst!

Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine Nikotinersatztherapie, zu der auch Nikotinpflaster gehören, signifikant die Chancen auf einen langfristigen Rauchstopp erhöhen.

Wissenschaftler der Universität Oxford führten im Jahr 2018 eine umfangreiche Meta-Studie aus 136 einzelnen wissenschaftlichen Studien mit insgesamt 64.640 Rauchern durch, um den Nutzen und den Schaden von Nikotinersatzprodukten zu untersuchen. Dafür haben die Wissenschaftler erwachsene Raucher und Raucherinnen per Zufall in 2 Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe nutzte für den Rauchstopp ein Nikotinersatzprodukt. Die andere Gruppe erhielt für den Rauchstopp kein Nikotinersatzprodukt, sondern ein Placebo, das keine Wirkstoffe enthielt. 6 bzw. 12 Monate nach dem Rauchstopp überprüften die Wissenschaftler in beiden Gruppen, wer rauchfrei war und wer nicht.

Der Nutzen auf einen Blick:

  • 16 von 100 Personen, die ein Nikotinersatzprodukt nutzten, rauchten nicht mehr.

  • Von den Personen, die das wirkungslose Placebo bekommen haben, rauchten nur 11 von 100 Personen nicht mehr.

Der Schaden auf einen Blick:

  • 3 von 100 Personen, die ein Nikotinersatzprodukt nutzten, berichteten von Nebenwirkungen wie Herzklopfen oder Brustschmerzen. Von den Personen, die ein Placebo-Produkt nutzten, war es nur 1 von 100.

  • 50 von 100 Personen berichteten von Reizungen in Mund oder Kehle. Bei Personen, die ein Placebo bekamen, war dies bei 28 von 100 Personen der Fall. Auch Schmerzen im Mundraum oder Reflux bzw. Erbrechen traten bei Personen mit einem Nikotinersatzprodukt etwa doppelt so häufig auf wie bei Personen mit einem Placebo-Produkt.

Die Wissenschaftler schließen aus der Analyse, dass der Nutzen einer Nikotinersatztherapie klar überwiegt. Nebenwirkungen sollten bei der Auswahl der Therapieform allerdings berücksichtigt werden.

Alternativen zum Nikotinpflaster

Neben dem Nikotinpflaster gibt es auch noch andere Nokotinersatzprodukte, die Du nutzen kannst:

Nikotinkaugummis: Diese werden gekaut und geben Nikotin über die Mundschleimhaut ab. Gut für leicht bis mittelschwer tabakabhängige Raucher, die akuten Bedarf haben.

Nikotinlutschtabletten: diese werden unter die Zunge gelegt und zersetzen sich langsam, um das Nikotin freizusetzen.

Nikotinspray: das Spray gibt Nikotin direkt auf die Mund- und Rachenschleimhaut ab, was eine schnelle Wirkung erzielt und für starke Raucher geeignet ist. 

Auch medikamentöse, verschreibungspflichtige Alternativen können Dir helfen, die Nikotinabhängigkeit zu überwinden, ohne Nikotin direkt zuzuführen. 

Bupropion: Ein Antidepressivum, das das Verlangen nach Nikotin reduziert.

Vareniclin: Ein Medikament, das an Nikotinrezeptoren im Gehirn bindet und das Verlangen nach Nikotin sowie Entzugserscheinungen verringert.

Die wahrscheinlich gesündesten Alternativen:

Sport und Bewegung: helfen dir, die Gewichtszunahme zu vermeiden und das Nikotinverlangen zu mildern.

Verhaltensänderungen: die Auslöser für das Rauchen erkennen und das Verlangen mit gesunden Alternativen wie Wasser trinken oder Kaugummikauen umgehen.

Unterstützungsgruppen und Beratung: professionelle Hilfe durch Raucherberatungen kann den Erfolg der Rauchentwöhnung deutlich erhöhen.

Lass Dich vor der Auswahl eines Produkts immer von einem Arzt oder Apotheker beraten.

Fazit: Soll man wirklich Nikotinpflaster nehmen?

Eine Nikotinersatztherapie kann besonders für stark abhängige Raucher oder bei ausgeprägten Entzugssymptomen eine wertvolle Unterstützung sein. Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Nikotinpflastern und viele Raucher berichten von positiven Erfahrungen. Lass Dich individuell durch Deinen Arzt oder Apotheker beraten. Nicht jeder Raucher benötigt unbedingt Nikotinersatz. Entscheidend bleibt die psychische Abhängigkeit; nur wenn Du Dein eingeübtes Rauchverhalten dauerhaft veränderst, ist ein langfristiger Erfolg möglich. Hier kann Dich unser zertifizierter Nichtraucherkurs  super unterstützen. Unsere digitale Gesundheitsanwendung vermittelt dir per App Wissen, Motivation und begleitet Deinen Rauchstopp professionell. Die Kosten übernimmt Deine Krankenkasse.

 

Tipp

  • Nur wenn Du Deine Gewohnheiten änderst, wirst Du langfristig zum Nichtraucher.

 


Hast Du schon mit dem Nikotinpflaster Erfahrungen gemacht? Schreib es uns in die Kommentare!

 

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Dr. Maddalena Di Lellis

Maddalena begeistert sich für die Wissenschaftskommunikation als Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Medizin und Sprache. Als promovierte Biologin und erfahrene Medical Writerin bereitet sie komplexe medizinische Inhalte so auf, dass sie für Fachleute wie auch für Patienten und interessierte Leser verständlich und spannend bleiben. Ihr Anliegen ist, Wissen so zu vermitteln, dass es klar, fundiert und mit einem echten Verständnis bei DIR ankommt!

Referenzen

2Mills, EJ; Wu, P; Lockhart, I; Wilson, K; Ebbert, JO. (2010): Adverse events associated with nicotine replacement therapy (NRT) for smoking cessation Tobacco induced diseases 8, 8.

3Fiore, MC; Smith, SS; Jorenby, DE; Baker, TB. (1994): The effectiveness of the nicotine patch for smoking cessation. A meta-analysis. JAMA 271 (24), 1940–1947.

4Sivaramakrishnan G, Alsobaiei M, Sridharan K. Oral side effects of locally delivered nicotine replacement therapy: A meta-analysis of randomized controlled trials. Int J Dent Hyg. 2023 Feb;21(1):3-17. doi: 10.1111/idh.12594.

5Kroon LA. Drug interactions with smoking. Am J Health Syst Pharm. 2007 Sep 15;64(18):1917-21. doi: 10.2146/ajhp060414. PMID: 17823102.

6Hartmann-Boyce J, Chepkin SC, Ye W, Bullen C, Lancaster T. Nicotine replacement therapy versus control for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2018 May 31;5(5):CD000146. doi: 10.1002/14651858.CD000146.pub5. PMID: 29852054; PMCID: PMC6353172.

7Smoking and smoking cessation: clinically significant interactions with commonly used medicines. Drug Safety Update Oct 2009, vol 3 issue 3: 9.

8Drug interactions with tobacco smoke

9Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM); Informationsdukoment für Rauchstoppberatung, Version 4.0 / April 2024 / DE

10Deutsches Krebsforschungszentrum und Deutsche Krebshilfe (2025) Tabakatlas Deutschland 2025. Pabst Science Publishers, Lengerich

Kommentare

Brigitte

01.10.2022

Ich bin nach einem Herzinfarkt jetzt seit 10 Tagen rauchfrei...für mich ist es eine gute Lösung..ich merke wie sehr Zigaretten stinken und habe bis jetzt keine Probleme damit wenn neben mir jemand raucht...

Angelika

20.01.2023

Nach Einlieferung ins Krankenhaus mit Verdacht auf Lungentumor Rauch ich 20tage schon nicht mehr aber mein Körper spielt verrückt schwindelanfälle Müdigkeit usw

Jowa

19.02.2025

Hatte vor 9 Monaten eine Krebs OP...Kehlkopf Schilddrüse, Stimmbänder und Schilddrüse, ist alles raus...ich war und bin starker Raucher..trotz einem Loch im Hals...2 Wochen mit 21mg versucht und bemerkt das sie helfen..aber die Menge die ich benötige, damit es gelingt...wer soll das bezahlen...sonst ok

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