Arteriosklerose stellt als Zivilisationskrankheit weltweit die häufigste Todesursache dar. Zahlreiche Aspekte eines ungesunden Lebensstils spielen als Risikofaktoren eine entscheidende Rolle. Dazu gehören Übergewicht, ungesunde Ernährung, wenig Bewegung und auch das Rauchen fördert Arteriosklerose. Lies hier, was die Ursachen für Arteriosklerose sind, wie Rauchen zu Arteriosklerose führt und ob Arteriosklerose heilbar ist.
von Dr. rer. nat. Yvonne Heilemann
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Arteriosklerose wird umgangssprachlich auch Arterienverkalkung genannt und ist eine Erkrankung der arteriellen Blutgefäße. Das sind die Blutgefäße des Körpers, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den Geweben und Organen transportieren. Bei Arteriosklerose kommt es zu einer Ablagerung von Blutfetten, Blutgerinnseln, Bindegewebe und Kalk in den Wänden der arteriellen Blutgefäße. Man bezeichnet diese Ablagerungen als sogenannte arteriosklerotische Plaques.
Eine Arteriosklerose kann sich theoretisch in allen Arterien des Körpers entwickeln. Häufig sind jedoch die Halsschlagadern, die Herzkranzgefäße und die Beinarterien betroffen.
Die Ablagerungen in den Blutgefäßen lassen diese verengen und vermindern zudem die Elastizität. Dadurch wird der Blutfluss gestört, was zu einer Beeinträchtigung in der Sauerstoffversorgung im Gewebe oder in Organen führen kann.
Die genaue Entstehung der Arteriosklerose ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Sicher ist aber, dass einige Risikofaktoren zur Entstehung einer Arteriosklerose beitragen.
Dabei wird in beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren unterschieden:
Beeinflussbare Risikofaktoren |
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren |
ungesunde Ernährung: fett- und kalorienreich | Alter |
zu wenig Bewegung | männliches Geschlecht |
Rauchen | genetische Veranlagung |
Diese Hauptrisikofaktoren führen allein oder in Kombination zu Erkrankungen bzw. Veränderungen im Körper, die dann wiederum die Entstehung der Arteriosklerose fördern:
Übergewicht/Adipositas
Diabetes mellitus
hohe Blutfettwerte
erhöhter Blutdruck
Durch erhöhte Blutfettwerte kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßen. Der erhöhte Blutdruck sowie dauerhaft oder oft erhöhte Blutzuckerwerte durch Diabetes mellitus schädigen die Blutgefäße. Stoffe aus dem Tabakrauch fördern zudem die Bildung instabiler Plaques, die aufbrechen können. Diese Risikofaktoren gilt es zu vermeiden, um das Risiko einer Arteriosklerose möglichst gering zu halten.
Ursachen für Arteriosklerose
Die Arteriosklerose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, weshalb sie sich meist in einem schleichenden Prozess entwickelt und zunächst völlig unbemerkt bleibt. In den meisten Fällen zeigen sich die ersten Anzeichen erst nach mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten. Das macht die Arteriosklerose so tückisch und ihre Vorbeugung so wichtig.
Je nachdem welche Blutgefäße von der Arteriosklerose betroffenen sind, kommt es zu unterschiedlichen Symptomen. Bei einer Verengung der Herzkranzgefäße, der sogenannten Koronaren Herzkrankheit, kommt es aufgrund der verminderten Sauerstoffversorgung des Herzmuskels zu einem Engegefühl im Brustkorb oder linksseitigen Brustschmerzen. Bei einer Arteriosklerose in der Halsschlagader kann ein Schlaganfall drohen. Anzeichen sind Lähmungen oder Sprachstörungen, die durch eine verminderte Sauerstoffversorgung des Gehirns resultieren. Entwickelt sich die Arteriosklerose in den großen Beinarterien, liegt eine sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) vor. Sie äußert sich dadurch, dass schon nach kurzem Gehen Beinschmerzen auftreten, weshalb häufigere Gehpausen eingelegt werden müssen. Daher wird die Krankheit auch „Schaufensterkrankheit“ genannt.
Der Zusammenhang von Rauchen und Arteriosklerose ist laut Studien nicht von der Hand zu weisen. Neben anderen Risikofaktoren stellt das Rauchen sogar einen der Hauptrisikofaktoren für Arteriosklerose dar, da es sich besonders negativ auf die Gefäße auswirkt. So ist das Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern deutlich erhöht.
... Raucher ein doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen Schlaganfall haben wie Nichtraucher?
Doch warum genau fördert Rauchen Arteriosklerose? Rauchen bedingt das Auftreten und die Entstehung mehrerer Risikofaktoren der Arteriosklerose. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Arteriosklerose wird mit einem Blick auf die Folgen des Rauchens auf den Körper klar:
Schädigung der Arterien
Schädigung der Muskulatur der Herzwand
Erhöhung des Blutdrucks
Veränderungen im Blutgerinnungssystem führen zu einer „Verdickung“ des Blutes
Förderung von Fettstoffwechselstörungen durch Erhöhung des „schlechten“ (LDL) und Senkung des „guten“ Cholesterins (HDL)
Förderung von Entzündungsreaktionen im Körper
Entstehung unzähliger freien Radikalen
Der Tabakrauch enthält über 4.000 giftige Substanzen. Dabei spielen im Zusammenhang mit der Arterioskleroseentstehung besonders die Stoffe Kohlenmonoxid und Nikotin eine wesentliche Rolle. Kohlenmonoxid, das bei der Verbrennung des Tabakrauchs entsteht, verbindet sich in der Blutbahn mit den roten Blutkörperchen. Dadurch nehmen diese weniger Sauerstoff auf, was auf Dauer zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff führen würde. Aus diesem Grund steuert der Körper entgegen und produziert mehr rote Blutkörperchen. Die Folge: Das Blut wird dickflüssiger. Darüber hinaus sorgt Kohlenmonoxid für die oben bereits erwähnte Beschädigung der Blutgefäßwände und bildet damit die Grundlage der Arterioskleroseentstehung. Und wie schädigt Nikotin die Gefäße?
Wichtig für die Diagnosestellung von Arteriosklerose sind die Blutwerte. In einer ärztlichen Blutuntersuchung werden die Cholesterin- und Triglyceridwerte, also die Blutfette, sowie die Blutzuckerwerte untersucht. Auch der Blutdruck, das Körpergewicht und der Bauchumfang werden bei einem Arterioskleroseverdacht erfasst.
Um Anzeichen von Folgeerkrankung feststellen zu können, führt der Arzt folgende Tests durch:
Abhören mit dem Stethoskop um abnormer Strömungsgeräusche über dem Herzen, der Hauptschlagader oder den Halsschlagadern zu erfassen
Ultraschalluntersuchung (Dopplersonografie) zur Erfassung von Gefäßverengungen oder -erweiterungen an den Schlagadern
Belastungs-EKG und Herzkatheteruntersuchung bei Verdacht auf eine Koronare Herzkrankheit
Messung der Gehstrecke ohne Pause bei Verdacht auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit
Blut- und Urinuntersuchungen zur Überprüfung der Nierenfunktion bei Verdacht auf eine Arteriosklerose der Nierengefäße
Ein Bestanteil der Untersuchung: Abhören mit dem Stethoskop
Die Arteriosklerose kann mit Medikamenten oder durch eine OP behandelt werden. Welche Therapie zum Einsatz kommt, hängt vom Schweregrad der Arterienverengung und den zu erwartenden Komplikationen ab.
Damit es soweit nicht kommt, sollten vor allem Personen mit erhöhtem Risiko (z.B. familiäre Veranlagung) einen gesunden Lebensstil pflegen. So kann Arteriosklerose gar nicht erst entstehen oder das Voranschreiten kann verlangsamt werden. Im frühen Stadium der Plaques kann sogar eine Rückbildung von Arteriosklerose erwirkt werden. Folgende Lebensstilanpassungen sind sinnvoll:
Senkung von Übergewicht
Cholesterinarme Diät
Permanenten Stress vermeiden
Rauchstopp
Besonders beim Rauchstopp zeigen sich die positiven Folgen unmittelbar. Schon 24 Stunden nach der letzten Zigarette sinkt das Herzinfarktrisiko, da die Herzfrequenz und der Blutdruck wieder aus Normalniveau sinken. Außerdem steigen der Sauerstoffgehalt und der ganze Körper wird wieder besser damit versorgt. Nach 1-9 Monaten wächst die Lungenkapazität und Ablagerungen werden schrittweise abgebaut. Das Rauchen aufhören lohnt sich also für den gesamten Körper! Programm wie Nichtraucherhelden.de unterstützen Dich bei Deinem Rauchausstieg. Neben einer umfassenden Vorbereitung mit Coaching-Videos und verschiedenen Übungen, wirst Du auch nach dem Rauchstopp aktiv betreut. Das Programm wird von einem erfahrenen Tabakentwöhner und Lungenarzt begleitet. Die Kosten werden sogar bis zu 100% von den Krankenkassen übernommen.
Bei der medikamentösen Therapie wird vor allem darauf gesetzt die Risikofaktoren zu minimieren. So werden Blutdrucksenker wie sogenannte ACE-Hemmer sowie Blutfettwerte-senkende Medikamente wie Statine eingesetzt. Bei einer fortgeschrittenen Arteriosklerose werden Blutgerinnungshemmer verwendet, die die Entstehung eines Thrombus (Blutgerinnsel) und somit im schlimmsten Falle die Verstopfung eines Blutgefäßes verhindern sollen. Dazu zählen u.a. Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel. Bei Vorliegen einer fortgeschrittenen Koronaren Herzkrankheit oder dem drohenden Verschluss der Beinarterien ist ein chirurgischer Eingriff unumgänglich. Die arteriosklerotischen Veränderungen lassen sich nämlich leider nicht mehr rückgängig machen, sondern können nur „repariert“ werden. Je nach Art und Ausmaß der Arteriosklerose gibt es folgenden Optionen:
Erweiterung der Gefäße mittels Ballonkatheter und ggf. Einsetzen eines Stents (kleines Drahtnetz), um die Gefäße offen zu halten
Bypass zur Umleitung des Blutes an der verengten Stelle vorbei
Operation einer verengten Halsschlagader
An den arteriosklerotischen Plaques kann sich schlimmstenfalls ein Thrombus, also ein Pfropf aus Blutplättchen, bilden. Dieser verengt das Blutgefäß so sehr, dass ein Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folge sein kann. Sind die Arterien des Beckens von der Arteriosklerose betroffen, kann es im schlimmsten Fall zu einer Impotenz bei Männern kommen. Bei arteriosklerotischen Ablagerungen in den Nierenarterien kann ein Nierenversagen die Folge sein. Die Arteriosklerose kann aber auch zu einer so starken Schwächung der Blutgefäßwand führen, sodass diese sich erweitert und ein Aneurysma folgen kann.
... ist eine ballonartige Aussackung der Wand von Blutgefäßen
Ursache ist meist eine Wandschwäche der Arterien durch Gefäßverkalkung
Oftmals gibt es zunächst keinerlei Beschwerden
Reißt ein Aneurysma, ist das sehr schmerzhaft und eine lebensbedrohliche innere Blutung kann entstehen
Die Folgeerscheinungen der Arteriosklerose stellen die weltweit häufigste Todesursache dar.
Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen sind in ihrem Risikopotential nicht zu unterschätzen. Du solltest frühzeitig auf einen gesunden Lebensstil achten. Neben dem Erreichen eines Normalgewichts, einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung zählt dazu auch ein rauchfreies Leben. Der Zusammenhang von Rauchen und Arteriosklerose ist laut Studienlage eindeutig. Entscheide Dich noch heute für den Rauchstopp und reduziere damit Dein Risiko an Arteriosklerose sowie an ihren schwerwiegenden Folgen erkranken drastisch. Die beste Nachricht: Dranbleiben lohnt sich. Ex-Raucher, die schon 10 Jahre rauchfrei sind, haben wieder ein ähnlich geringes Arterioskleroserisiko wie Nichtraucher. Also, lege gleich los und starte in Dein neues gesundes Leben!
Yvonne ist seit vielen Jahren in Wissenschaft und Forschung tätig. Mit aktuellen Studien und neuesten Erkenntnissen rund um die Themen Gesundheit, Rauchen und Ernährung kennt sie sich bestens aus. Gerne möchte sie ihr Wissen mit Euch teilen.
1Pope et al.: Cardiovascular Mortality and Exposure to Airborne Fine Particulate Matter and Cigarette Smoke Shape of the Exposure-Response Relationship. Circulation 2009; 120:941-948 2Ohsawa M et al.: The Absolute Risk of Death and Cardiovascular Diseases in Past Smokers With a 10-year Cessation is Identical to the Risk in Never Smokers. Circulation 2019; 140:A12059
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