Raucher können sich selbst für oder gegen den Glimmstängel entscheiden. Aber was ist eigentlich mit den 75 % Nichtrauchern? Wer schützt sie? Hierfür trat in Deutschland am 1. September 2007 das Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens in Kraft, kurz Nichtraucherschutzgesetz. Diese Gefahren betreffen nicht nur Erwachsene, insbesondere und gerade Kinder soll es ebenso schützen. Seitdem darf in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln nicht mehr geraucht werden. Ein sinnvolles Gesetz, wie über 80 % der Deutschen finden. Mehr als die Hälfte der Deutschen fordert sogar eine Ausweitung des Verbots. Doch wie effektiv werden Nichtraucher durch diese gesetzlichen Vorgaben tatsächlich geschützt?
von Alexander Seifried
Durch das Nichtraucherschutzgesetz sollen Nichtraucher vor ungewollter Belastung durch von Rauchern verursachtes Passivrauchen geschützt werden. Das bedeutet auch, dass Nichtraucher seitdem einen gesetzlichen Anspruch darauf haben, an öffentlichen Orten nicht von schädlichem Zigarettenrauch umgeben zu sein. Das Gesetz bezieht sich auf öffentliche Gebäude wie Behörden aber auch öffentliche Verkehrsmittel, Bahnhöfe und den Arbeitsplatz. An Letzterem hat der Arbeitgeber für die Einhaltung des Gesetzes Sorge zu tragen und muss die nichtrauchenden Mitarbeiter vor Rauchbelastung schützen. Nicht umsonst gibt es in den meisten Betrieben inzwischen Raucherbereiche, also meist außerhalb geschlossener Räume. Dort ist das Rauchen weiterhin erlaubt, soll Nichtraucher aber nicht stören. Diese Vorgaben sind in ganz Deutschland einheitlich geregelt. Es gibt aber noch viele weitere Einschränkungen und Arten der Ausübung des Raucherschutzgesetzes. Dies betrifft zum Beispiel das Rauchverbot in Gaststätten. Hier hat jedes Bundesland Gestaltungsspielraum. So kommt es je nach dem in welchem Bundesland man sich befindet zu einer unterschiedlich strengen Auslegung der Gesetze. Beispielsweise in Baden-Württemberg können kleine Kneipen, die keine Speisen servieren, von einer Ausnahmeregelung profitieren. Dagegen herrscht in Nordrheinwestfalen ein striktes Rauchverbot in ausnahmslos allen Gaststätten. In vielen Fällen wurde das Nichtrauchergesetz seit seinem Bestehen weiter verschärft. Die Werbung für Tabakprodukte in Radio oder durch Fernsehspots ist bereits seit 1975 verboten, das Rauchen an Flughäfen ist seit 1990 nur noch in ausgewiesenen Flächen erlaubt.
Nichtraucherschutzgesetzt - was bringt es wirklich?
Die gesundheitsschädlichen Effekte des Rauchens kommen nicht nur zustande, wenn man aktiv an einer Zigarette zieht. Durch das unfreiwillige Einatmen von Passivrauch werden die giftigen und krebserregenden Substanzen im Zigarettenrauch an vermeintlich Unbeteiligte weitergegeben.
Pasivraucher haben im Vergleich zu Menschen, die keiner Rauchbelastung ausgesetzt sind, ein um 20% höheres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Das Risiko einer Herzkrankheit bei Passivrauchern ist sogar um 35% erhöht. Jährlich sterben deshalb in Deutschland schätzungsweise 3000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens - weltweit über 600.000. Und das völlig unverschuldet. Dabei schadet besonders schutzlosen Kindern das Passivrauchen nämlich immens.
Dies führte dazu, dass sich mittlerweile sogar große Tabakkonzerne wie Philip Morris selbst für den Nichtraucherschutz aussprechen. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass die Tabakindustrie die individuellen Regelungen der Bundesländer sehr begrüßt, da sie mehr Spielraum bieten. Die Gesetzgebung versucht demnach mit Einschränkungen im Raucherverhalten, Nichtraucher vor diesen Gefahren zu schützen. Weiterhin sollen aufhörwillige Raucher dadurch einen Schritt näher zum Rauchstopp bewegt werden. Nur 35 % der Raucher haben in ihrem Leben noch nie den Ausstieg erwägt. Für alle Anderen kann das Nichtraucherschutzgesetz eine wertvolle Hilfe sein. Nicht nur der Staat hat aber die Schutzpflicht gegenüber Nichtrauchern, auch und gerade Raucher selbst sollten dringend persönlich Rücksicht auf Nichtraucher nehmen. Am einfachsten geht das mit dem Aufhören.
Nach seiner Einführung Im Jahr 2007 wurde das Nichtraucherschutzgesetz kontrovers diskutiert. Vor allem kleine Gastronomiebetriebe fürchteten dadurch Umsatzeinbrüche, was sich auch bestätigte. Dazu kamen nötige Umbaumaßnahmen, die für die Errichtung von Raucherräumen in Gastronomiebetrieben sowie im Rahmen von Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz fällig wurden. 35 % der Raucher geben an, seit der neuen Gesetzgebung seltener in Kneipen und Cafés zu gehen. Die wirtschaftliche Lage hat sich seitdem trotzdem normalisiert. 57 % der Raucher begrüßen das Gesetz mittlerweile und haben sich an die neue Situation gewöhnt. 22 % der Raucher sehen sich dadurch jedoch in Ihrer Freiheit eingeschränkt. Doch vor allem freuen können sich Nichtraucher, die nicht länger ungewollt unter ständiger Rauchbelastung leiden. Wenn Du also auch nicht gerne zum Rauchen vor die Tür gehst, ist das nur ein weiterer Grund um endlich damit aufzuhören.
Raucherzonen an Bahnhöfen
Forschung des Deutschen Krebsforschungszentrums zeigte, dass durch das Nichtraucherschutzgesetz der Anteil an Nikotinpartikeln in der Raumluft von Gastronomiebetrieben um bis zu 82 % gesenkt werden konnte. In Betrieben mit Raucherräumen sind die Mitarbeiter und Besucher weiterhin extrem hohen Nikotinkonzentrationen ausgesetzt. Eine irische Studie bestätigte bereits zwei Monate nach der dortigen Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes eine Besserung von Husten und Kurzatmigkeit bei Gastronomiepersonal. In Deutschland nahm bereits ein Jahr nach dem Inkrafttreten die Herzinfarktrate um 8,6 % ab. Weiterhin erzeugt das Gesetz eine Signalwirkung auf Jugendliche, und lässt den Tabakkonsum weniger akzeptiert und erstrebenswert aussehen. Trotz allem gibt es noch Verbesserungspotential. Aus diesem Grund wird bei Aktionen wie am Weltnichtrauchertag kräftig für den Nichtraucherschutz eingestanden. Gerade Deutschland hinkt zum Teil noch hinterher. Rauchverbot und Österreich - wie hängt das zusammen? Inzwischen gibt es bereits in vielen europäischen Ländern so neuerdings auch in Österreich zum Schutz vor Passivrauchen im Auto bei Anwesenheit Minderjähriger ein Rauchverbot. Ein solches Rauchverbot gibt es allerdings leider noch nicht in Deutschland.
Das Nichtraucherschutzgesetz hat in Deutschland viel bewirkt auf dem Weg zu einem Passivrauchfreien Leben. Trotz allem liegt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weit hinten, was die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen zum Nichtraucherschutz betrifft. Beispielsweise sind Plakatwerbungen für Zigaretten in vielen EU-Ländern, nicht aber in Deutschland bereits verboten. Die ersten Erfolge in Bezug auf die Gesundheit der Bevölkerung und auch auf wirtschaftlichen Schaden, den das Rauchen anrichtet, sind also geschafft. Weiterhin tragen die Nichtraucherschutzgesetze einen Teil zur Reduktion des Rauchens bei. Wenn auch Du endlich zu denen gehören möchtest, die sich auf der Nichtraucherseite befinden, fange am besten gleich heute damit an und sitze ab morgen nicht länger im Raucherraum deines Lieblingscafés.
Alexander versteht es durch seine Tätigkeit als Fitnesstrainer Menschen zu motivieren und an ihr Ziel zu begleiten. Sport und gesunde Ernährung sind seine Leitprinzipien. Rauchen passt hier einfach nicht dazu. Seine Kenntnisse und Erfahrungen in Gesundheitsfragen möchte er gerne mit Dir teilen.
1Bundesministerium für Gesundheit: Bundesnichtraucherschutzgesetz. 2Cao, S; Yang, C; Gan, Y; Lu, Z (2015): The Health Effects of Passive Smoking: An Overview of Systematic Reviews Based on Observational Epidemiological Evidence. PloS one 10 (10), e0139907. DOI: 10.1371/journal.pone.0139907. 3Goodman, P; Agnew, M; McCaffrey, M; Paul, G; Clancy, L (2007): Effects of the Irish smoking ban on respiratory health of bar workers and air quality in Dublin pubs. American journal of respiratory and critical care medicine 175 (8), 840–845.
Charlie
14.02.2023
Tut doch bitte endlich MEHR für Nichtraucher! Wir haben keine Chance in der Öffentlichkeit, selbst die Straßenseite zu wechseln bringt nichts um den Gestank auszuweichen, geschweige denn gibt es am Arbeitsplatz ausreichend Schutz vorm Passivrauchen wenn der Chef selbst Raucher ist und auch zu Hause hat man keine Chance dem Mief zu entkommen, wenn der Qualm von den Nachbarn (4-5mal/Std.) in unsere eigenen 4 Wände zieht, es sei den man verzichtet aufs lüften. MEHR GESETZE FÜR NICHTRAUCHER MÜSSEN HER!!!
TVs
24.04.2023
Die Nichtraucher müssen mehr geschützt werden. Meine Menschenrechte werden tagtäglich im ÖPNV/öffentlichen Raum mit den Füßen getreten. Und die herunterspielung all dieser neuartigen Zigarettenprodukte macht die Gesamtsituation auch nicht besser, eher noch schlimmer.
Nachbar0815
15.05.2023
Mein Nachbar raucht mehrmals pro Stunde und alles zieht uns in die Wohnung, das ist so widerlich, wir müssen immer die Fenster geschlossen halten, was gerade im Sommer hart ist.
UnterdV
11.08.2023
Deutschland ist ein Entwicklungsland für Nichtraucher. Auf den Straßen treffe ich jedesmal mehrere rauchende Passanten, deren Rauchschwaden ich nicht ausweichen kann. Im S- und U-Bahnsteig wird direkt neben, hinter, vor mir gequalmt, da keine Raucherzone eingerichtet ist. Mein Nachbar unten raucht auf dem Balkon mehrmals am Tag und das sei gesetzlich nicht verboten. Es kommt hinzu, dass alle (schein mir) Raucher ihre Kippen einfach auf die Straße werfen. Wo bleibt das gute Manieren? Und das Menschenrecht für Nichtraucher?
Ariana Rumpf
11.12.2023
Ich habe Asthma und bekomme schlecht Luft.Auf der Straße muss ich mir so oft den Schal vor die Nase halten um den Tabakrauch nicht einzuatmen. Im Sommer muss man in das Eiscafe gehen, in der Sonne wird man ja voll gequält. Warum sind die Aschenbecher immer vor den Eingsngstüren? Immer muss man den Qualm einatmen. Schützt uns bitte vor den Rauchern!
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