Die psychische Abhängigkeit - Sucht ist nicht gleich Sucht


Wir sind heutzutage süchtig nach vielem: Nach Kaffee, nach der neusten Serie, nach Süßigkeiten oder eben nach Zigaretten. Jedoch gebrauchen wir das Wort „Sucht“ häufig, ohne weiter darüber nachzudenken. Der Begriff wird von der banal erscheinenden Sucht nach Kaffee bis hin zur Rauschgiftsucht verwendet. Daher erklären wir Dir, was eine Sucht eigentlich bedeutet und wie Du damit umgehen kannst. Lies hier, wie sich eine Sucht äußert und was Du tun kannst, um eine solche psychische Abhängigkeit zu überwinden.

von Alexander Seifried


Was ist eine Abhängigkeit?

Eine Abhängigkeit oder Sucht ist ein starkes Verlangen. Das Verlangen bezieht sich dabei meist auf ein Erlebnis oder Gefühl. Beim Rauchen kann man beispielsweise nach dem beruhigend wahrgenommenen Gefühl, das sich vermeintlich nach dem Rauchen einer Zigarette einstellt, süchtig sein. Aber es besteht ebenso eine körperliche Abhängigkeit, denn rauchen ist Nikotinsucht. Typisch für eine Sucht ist auch, dass sie irrational ist. Das bedeutet, obwohl man die möglichen Konsequenzen einer Abhängigkeit kennt und vielleicht sogar schon erlebt hat, gibt man dennoch dem Verlangen nach. Bei der Nikotinabhängigkeit entsteht, wie bei den meisten anderen Substanzen mit Abhängigkeitspotenzial, sowohl eine körperliche als auch eine psychische Abhängigkeit. Diese Kombination ist besonders gefährlich und unterscheidet die medizinische Abhängigkeit von der umgangssprachlichen Sucht. 

 

Wusstest Du schon, dass...

  • ... es streng genommen bei dem Begriff "Sucht nicht mehr zeitgemäß ist? 

  • ... die Weltgesundheitsorganisation, WHO, sowie wie Fachgesellschaften daher den Begriff "Abhängigkeit" bevorzugen? Dieser Begriff soll verdeutlichen, dass es sich um ernstzunehmende Krankheiten handelt.

Unterschied: körperliche und psychische Abhängigkeit

Eine psychische Abhängigkeit zeigt sich dadurch, dass Du ein starkes Verlangen nach einer bestimmten Substanz bzw. dem Effekt, den diese auslöst, verspürst. Beim Rauchen ist der auslösende Stoff das Nikotin. Raucher gewöhnen sich nach dem Rauchbeginn sehr schnell an den Gebrauch von Zigarette und Feuerzeug und verbinden den Konsum mit alltäglichen Dingen wie Kaffee trinken, Essen gehen, Warten oder Stresssituationen. Diese psychischen Verknüpfungen werden sehr stark gefestigt, so dass Du sie irgendwann nicht mehr hinterfragst, sondern ein gewisser Automatismus entstanden ist. Man spricht auch von der sogenannten klassischen Konditionierung, wie Du sie vielleicht aus dem Pawlow’schen Experiment mit den Hunden kennst. Immer wenn ein Glöckchen ertönte, bekamen die Hunde etwas zu fressen. Es dauerte nicht lange, bis den Hunden auch schon beim reinen Ertönen des Glöckchens, ohne Futterangebot, das Wasser im Maul zusammenlief - der sogenannte Pawlow’sche Reflex. Dies lässt sich ganz leicht auf den Raucher übertragen. So empfindet es ein Raucher häufig als normal zu einer Tasse Kaffee eine Zigarette zu rauchen. Mit je mehr Situationen und Aktivitäten das Rauchen verbunden wird, desto stärker entwickelt sich die psychische Abhängigkeit und desto schwerer fällt der Rauchstopp. Oftmals entstehen solche Verbindungen auch, ohne dass es Dir bewusst wird. Neben diesen Routinen spielen häufig Belohnungsmechanismen eine Rolle. So belohnt sich ein Raucher, oft auch unbewusst, mit einer Zigarette, zum Beispiel nach einem anstrengenden Arbeitstag. So rauchst Du automatisch häufiger, stellst darüber hinaus allerdings auch wieder Verknüpfungen mit alltäglichen Situationen und dem Rauchen her, die schnell in einer psychischen Abhängigkeit münden. 

Psychische Abhängigkeit: Kopplung Rauchen - Kaffee

Bei der körperlichen Abhängigkeit dagegen, steht das Verlangen nach Nikotin im Vordergrund. Ein Raucher möchte durch die Zigarette Nikotin zuführen, um einen Effekt zu verspüren. Gefährlicherweise gewöhnt sich Dein Körper sehr schnell an die Nikotinzufuhr und wird toleranter. Während die erste Zigarette Deines Lebens wahrscheinlich Übelkeit und Kopfweh ausgelöst hat, benötigen regelmäßige Raucher hohe Dosen an Nikotin für dieselbe Wirkung. Dies ist ein klassisches Merkmal einer Abhängigkeit. Entfällt die Dosis Nikotin, stellen sich Entzugserscheinungen ein, die das körperliche Verlangen nach einer Zigarette auslösen.

Besonders heikel ist die Zigarette in Stresssituationen, nach der sich viele Raucher kurzzeitig entspannter fühlen. Dieser Effekt geht allerdings nur auf die Befriedigung von ersten Entzugserscheinungen zurück und bildet damit eine Kombination aus psychischer und körperlicher Abhängigkeit.

Entspannung beim Lesen als Bewältigungsstrategie

Was Du gegen die psychische Abhängigkeit tun kannst

Die psychische Abhängigkeit ist aufgrund der Assoziation mit alltäglichen Situationen besonders schwierig zu bekämpfen. Zwar sollten auch die körperlichen Symptome wie Entzugserscheinungen ernst genommen werden, aber wenn Du einmal verstanden hast, dass jedes Gefühl von Entspannung oder Glück auch ohne Zigarette und darüber hinaus viel nachhaltiger erreicht werden kann, bekommst Du Deine körperliche Abhängigkeit mit der Zeit in den Griff. Die psychische Abhängigkeit wird Dir allerdings weiterhin begegnen, auch wenn Du keine Entzugserscheinungen hast. Sie begegnet Dir zeitweise oder länger andauernd nämlich in jeder Situation, in der Du Dir eine Zigarette angesteckt hättest. Um die Sucht erfolgreich zu bekämpfen, solltest du dir Folgendes immer wieder vor Augen führen: Rauchen aufhören ist Kopfsache. Daher wird es Zeit deine Einstellung zu ändern. 

Daher ist der erste Schritt, eine psychische Abhängigkeit zu bekämpfen, diese Situationen zu identifizieren. Wenn Du Dir darüber bewusst bist, dass Du vor Deiner „Raucherkarriere“ vielleicht auch Kaffee getrunken oder auf den Bus gewartet hast ohne zu rauchen, dann kannst Du diese beiden Ereignisse auch wieder entkoppeln. Weiterhin kannst Du Dich immer daran erinnern, dass eine psychische Abhängigkeit irrational ist und dem Verlangen nachzugeben Dir gesundheitlich schadet. In stressigen Momenten solltest Du Strategien parat haben, um Stress abzubauen ohne zur Zigarette zu greifen.

 

Tipp zur Bewältigung der psychischen Abhängigkeit von Zigaretten

  • Identifiziere stressige und kritische Situationen

  • Finde für jede der Situationen eine angemessene Bewältigungsstrategie, wie zum Beispiel Atemtechniken oder Bewegung.

  • Finde für jede Situation alternative Belohnungsformen anstelle des Rauchens. 

Wenn Du Deine individuellen kritischen Situationen kennst und diese entweder meidest oder darauf vorbereitet bist, schaffst Du es viel leichter rauchfrei zu bleiben und die psychische Abhängigkeit loszuwerden. Ein professionelles Programm kann Dich effektiv dabei unterstützen, diese konkreten Schritte zu unternehmen. 

So konnten Studien beweisen, dass der Rauchstopp im Vergleich zum Aufhören ohne Hilfe leichter gelingt, wenn Raucher Hilfe in Form von Kursen, Apps, Internetseiten oder Beratung in Anspruch nehmen. Da diese verhaltensbasierten Hilfsmittel die Selbstreflexion erhöhen, können sie helfen Deine typischen Rauchersituationen aufzudecken und vom Rauchen zu entkoppeln. Daher kannst Du Deine psychische Abhängigkeit einfacher reduzieren. Weiterhin fanden Studien heraus, dass die Kombination mehrerer Hilfsmittel besonders wirksam ist. 

Fazit

Rauchen verursacht sowohl eine körperliche, als auch psychische Abhängigkeit. Die psychische Abhängigkeit entsteht vor allem durch Routinen und Belohnung durch Rauchen. Verhaltensbasierte Hilfsmittel können Dir helfen, die psychische Abhängigkeit zu bekämpfen und das Verlangen nach Zigaretten zu reduzieren. Starte am besten noch heute mit dem Rauchstopp und lass ab sofort Zigaretten nicht mehr Dein Verhalten kontrollieren. Nutze idealerweise Programme, die darauf abzielen auch die psychische Abhängigkeit zu durchbrechen. 

 

 

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Alexander Seifried

Alexander versteht es durch seine Tätigkeit als Fitnesstrainer Menschen zu motivieren und an ihr Ziel zu begleiten. Sport und gesunde Ernährung sind seine Leitprinzipien. Rauchen passt hier einfach nicht dazu. Seine Kenntnisse und Erfahrungen in Gesundheitsfragen möchte er gerne mit Dir teilen.

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