Tabakerhitzer – was ist das, wie funktioniert er und wie schädlich ist der Konsum?


Erst seit wenigen Jahren finden sich neben der E-Zigarette auch Tabakerhitzer im Sortiment der „Alternativen“ für die klassische Zigarette. Die Tabakerhitzer verbrennen keinen Tabak, sondern erhitzen ihn auf bis zu 350°C. Daher sollen sie laut Werbeaussagen deutlich weniger schädlich sein. Doch ganz so leicht ist es nicht und die Tabakerhitzer enthalten viele giftige Stoffe und gefährden die Gesundheit.

von Larissa Hillenbrand


Was ist ein Tabakerhitzer und wie funktioniert er?

Tabakerhitzer gibt es seit 2017 auf dem deutschen Markt. Sie sollen eine weniger gesundheitsschädliche Alternative zu klassischen Zigaretten sein. Bei einem Tabakerhitzer wird im Gegensatz zur Zigarette der Tabak nicht verbrannt, sondern „nur“ bis zu 350°C erhitzt. Dazu werden sogenannte Tabaksticks (Heets) in den Holder des Tabakerhitzers gelegt. Diese Heets für die Tabakerhitzer sind stark verarbeitet und mit viel Glycerin versetzt. Wenn der Heizvorgang gestartet wird, kann durch Ziehen am Mundstück des Tabakerhitzers der „Rauch“ inhaliert werden. Der „Rauch“ ist aber kein richtiger Rauch, sondern es entstehen sogenannte Aerosole.

 

Aerosole

  • ... sind feinste Teilchen in der Luft, die eingeatmet werden können.

Wenn der Tabakstick aufgebraucht ist, wird er wieder herausgenommen und entsorgt. Der Tabakerhitzer selbst kann dann erneut befüllt und genutzt werden. Wenn der Akku des Tabakerhitzers leer ist, muss er wieder zurück in den „Pocket Charger“ und aufgeladen werden.


Welche Tabakerhitzer gibt es in Deutschland?

Bei klassischen Zigaretten gibt es eine Vielzahl an Herstellern und Angeboten. Bei Tabakerhitzern ist das noch anders. In Deutschland gibt es aktuell erst zwei verschiedene Tabakerhitzer Anbieter. Diese unterscheiden sich in Punkto Akkulaufzeit, Aromenvielfalt und natürlich dem Design. Die Funktionsweise der unterschiedlichen Tabakerhitzer Marken ist aber gleich – der Tabakstick wird innerhalb weniger Sekunden stark erhitzt, sodass die entstandenen Aerosole eingeatmet werden können.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Altersbeschränkung, Steuer und Werbung

Tabakerhitzer sind in Deutschland ähnlich wie Pfeifentabak reguliert. Somit werden sie geringer besteuert als klassische Zigaretten. Außerdem müssen sie den Warnhinweis nur in Textform tragen und keine Bilder. Aber es besteht – wie auch für alle anderen Tabakprodukte – eine Werbebeschränkung. So darf z.B. nicht im Fernsehen oder Radio für Tabakerhitzer geworben werden. Auch das Jugendschutzgesetz gilt für die Tabakerhitzer. Tabakerhitzer kaufen dürfen also nur Erwachsene über 18 Jahren, für Kinder und Jugendliche ist der Erwerb und Konsum verboten.

Welche Inhaltsstoffe sind in den Aerosolen der Tabakerhitzer?

In den Aerosolen von Tabakerhitzern wurden bisher über 500 Stoffe nachgewiesen. Darunter sind auch gesundheitsschädliche und krebserzeugende Substanzen. In besonders hoher Konzentration sind die Stoffe Propylenglykol und Glyzerin enthalten. Beides sind Konservierungs-, Lösungs- und Feuchthaltemittel, die den Gasaustausch in der Lunge stören können. Außerdem können diese Stoffe beim Erhitzen das krebserzeugende Formaldehyd und giftiges Acrolein freisetzen. Natürlich ist auch der Suchtstoff Nikotin in den Aerosolen enthalten – in ähnlicher Konzentration wie im Zigarettenrauch. Zudem finden sich weitere giftige und krebserzeugende Substanzen wie Benzol oder tabakspezifische Nitrosamine.
Folgende Tabelle bietet eine Übersicht über einige der enthaltenen Schadstoffe im Aerosol der Tabakerhitzer und deren Gefahr:

Stoff im Aerosol

Gesundheitliche Auswirkung

Nikotin hohes Abhängigkeitspotential
Glyzerin kann den Gasaustausch in der Lunge stören und krebserzeugende Formaldehyd freisetzen
Propylenglykol atemwegsreizend
Formaldehyd krebserzeugend
Acetaldehyd ggf. krebserzeugend
Acroleintabak giftig, reizend
spezifsche Nitrosamine krebserzeugend
Benzol krebserzeugend
Formaldehyd-Cyanohydrin giftig


Wie schädlich sind Tabakerhitzer?

Inwieweit Tabakerhitzer gefährlich für die Gesundheit sind, lässt sich noch nicht eindeutig feststellen. Die Produkte sind erst seit wenigen Jahren auf dem Markt und langfristige Folgen damit noch schwer abzuschätzen. Einige Studien behaupten, die Tabakerhitzer seien gesundheitlich weniger bedenklich. Doch diese Studien sind oftmals von der Tabakindustrie in Auftrag gegeben und bezahlt, sodass diese keinesfalls als unabhängig gelten können und die Aussagekraft eingeschränkt ist. So sind laut diesen Studien krebserregende Stoffe wie Formaldehyd oder Acetaldehyd um 65% - 70% reduziert – im Vergleich zur Zigarette. Allerdings lässt sich aufgrund einer geringeren Schadstoffmenge, nicht auch zwangsläufig ein im gleichen Maße geringeres gesundheitliches Risiko ausmachen. So kommt eine der wenigen unabhängigen Studien aus Australien zum Schluss, dass Tabakerhitzer für die Lunge genauso schädlich sind, wie Zigaretten. Die Forschergruppe unter Sohal et al. fand heraus, dass schwere Erkrankungen der Atemwege wie COPD, Lungenkrebs und Lungenentzündungen entstehen können. Auch Erkrankungen der Nieren wurden festgestellt. Außerdem ist noch unklar, ob sich das Erhitzen der (Plastik-)Teile der Tabakerhitzer ebenfalls negativ auf die Gesundheit auswirkt und ob sich hierbei Stoffe lösen können. Des Weiteren wurden in Tabakerhitzern Stoffe gefunden, die in klassischen Zigaretten noch gar nicht vorkommen – auch hier ist das Gesundheitsrisiko (noch) unbekannt. Die Tabakerhitzer enthalten aber auch Nikotin – hier ist die Wirkung hinlänglich bekannt und es entsteht ein ähnliches Abhängigkeitspotenzial wie bei herkömmlichen Zigaretten. Also sind auch Tabakerhitzer schädlich und keineswegs als unbedenklich einzustufen.

Sind Tabakerhitzer besser als Zigaretten?

Tabakerhitzer sind keinesfalls harmlose Lifestyle-Produkte. Zwar sind die klassischen Hauptschadstoffe der normalen Zigarette in geringeren Mengen enthalten – ob das auch das Gesundheitsrisiko in gleichem Maße reduziert, ist nicht gewiss. Außerdem sind andere gesundheitsschädliche Substanzen in höherer Konzentration enthalten. Auch hier ist die genaue Wirkung der Tabakerhitzer auf die Gesundheit noch nicht erforscht. Damit ist also noch unklar, inwieweit die Tabakerhitzer tatsächlich weniger schädlich sind als Zigaretten. Klar ist aber, dass durch den enthaltenen Tabak ein ähnliches Suchtrisiko wie bei Zigaretten besteht.

Sind Tabakerhitzern zum Rauchen aufhören geeignet?

Tabakerhitzer enthalten zwar einige Schadstoffe in geringerer Konzentration als Zigaretten, trotzdem sind sie zum Rauchen aufhören nicht geeignet. Außerdem enthalten die Tabakerhitzern genauso viel Nikotin wie Zigaretten. Die Sucht würde sich also nur verlagern: Von Zigaretten auf Tabakerhitzer. Daher werden Tabakerhitzer in den offiziellen Leitlinien zur Tabakentwöhnung (diese dient allen Ärzten und Suchtmedizinern zur Orientierung) auch nicht empfohlen. Um das Rauchen wirklich aufzuhören, muss das Rauchverhalten langfristig verändert werden. Schließlich ist das Rauchen eine lang antrainierte Gewohnheit und mit vielen alltäglichen Situationen fest verbunden. Diese Verbindung muss mit gesunden Alternativen aufgebrochen werden. Beispiel: Der morgendliche Kaffee ist nun nicht mehr mit einer Zigarette, sondern mit dem Zeitung lesen gekoppelt. So ist es möglich, auch langfristig Nichtraucher zu bleiben. Dieses Verhalten kann in einem Nichtraucherkurs trainiert werden. Diese gibt es sogar online, wie bei NichtraucherHelden.de. Mit Coaching-Videos und hilfreichen Übungen wird das Rauchverhalten neu trainiert. Eine hilfsbereite Community sowie Fitness- und Entspannungsübungen runden das Angebot ab. Das Beste: Der Kurs wird bis zu 100% von den Krankenkassen übernommen.

Passivrauch durch Tabakerhitzer

Die Tabakerhitzer geben keinen Rauch zwischen den einzelnen Zügen ab, so wie bei Zigaretten. Hier glimmt die Zigarette während des gesamten Rauchvorgang vor sich hin. Daher ist bei Tabakerhitzern die Belastung für Dritte geringer. Nur das von Konsumenten ausgeatmete Aerosol gelangt in die Raumluft. Aber natürlich sind auch in der ausgeatmeten Luft noch schädliche Stoffe wie Formaldehyd und Acrolein enthalten und könnten so Passivraucher schädigen. Genauere Untersuchungen, zum gesundheitlichen Ausmaß des Passivrauchens durch Tabakerhitzer, gibt es aber noch nicht.

Fazit – Sind Tabakerhitzer gefährlich?

Tabakerhitzer sind leider auch keine gesunde Alternative zur Zigarette. Auch sie enthalten viele giftige Substanzen, die die Gesundheit schädigen und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Krebs erhöhen. Außerdem sind sie noch wenig erforscht und es gibt kaum eine unabhängige Studie zu Tabakerhitzer, die die langfristigen Folgen der Tabakerhitzer betrachtet. Aber gesund sind sie in keinem Fall – das ist und bleibt nur die Rauchfreiheit.

Tabakerhitzer - was ist das?

Hast Du schon mit einem Tabakerhitzer Erfahrungen gesammelt? Schreib sie uns gerne in die Kommentare.

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Larissa Hillenbrand

Larissa ist studierte Medienwirtschaftlerin und Kommunikationsexpertin. Das Thema Gesundheit liegt ihr am Herzen und damit auch ein rauchfreies Leben. Sie begleitet Dich im Magazin auf dem Weg zum Nichtraucher und zum gesunden Lifestyle.

Kommentare

Heike Heidenfelder

21.09.2022

Bei dem Tabakerhitzer ist mir aufgefallen das ich mit der Zeit immer mehr rauchen wollte. Das hat für mich keinen Sinn ergeben. Es fehlte auch das Gefühl der Entspannung. Nichts für mich. Ich bin wieder auf normale Zigaretten umgestiegen :-(

Udo

09.02.2024

Hab mal an einem gezogen.Viel zu stark, obwohl die schwächste Sorte. Ein Zug und ich wollte 2 Stunden nicht mehr rauchen.

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