Nikotinersatztherapie - ist sie wirklich der Ausweg aus dem Raucherdasein?


Viele Raucher entlasten ihr Gewissen mit der Ausrede, dass sie süchtig nach Nikotin seien und deshalb Zigaretten rauchen müssten. Dabei wird gerne vergessen, dass es auch andere Wege gibt Nikotin aufzunehmen, ohne dabei zum Glimmstängel zu greifen. Nikotinersatzprodukte gibt es reichlich, doch wirken sie tatsächlich und helfen sie Dir dabei Nichtraucher zu werden? Wissenschaftliche Studien belegen tatsächlich eine Wirksamkeit. Welche Nikotinersatztherapien es gibt, wie sie wirken und für wen die Nikotinersatztherapie sinnvoll ist, erfährst Du in diesem Artikel.

von Alena Fricker


Die größte Angst bei der Raucherentwöhnung haben die meisten Raucher vor den Entzugserscheinungen des Nikotinentzug s. Durch die Zigaretten hat sich der Körper an einen gewissen Nikotinspiegel im Körper gewöhnt und das Gehirn ist süchtig nach der belohnenden Wirkung des Nikotins. Deshalb entscheiden sich viele Raucher für einen Rauchstopp mit Nikotinersatz. Hierbei wird das Nikotin nicht über die Lunge aufgenommen, sondern über andere rauchfreie Formen. Die bekanntesten Vertreter sind Nikotinpflaster und orale Nikotinersatzpräparte (Nikotinkaugummis und –lutschtabletten, -inhaler und –mundspray). Bei stark abhängigen Rauchern ist ggf. auch eine Kombinationstherapie aus Pflaster und oralem Nikotin zu erwägen. Das Nikotin gelangt über die Haut bzw. die Schleimhäute im Mund-Rachenraum in die Blutbahn. Das hat gegenüber der Zigarette den Vorteil, dass außer Nikotin, keine weiteren schädlichen Stoffe wie beim Rauchen der Zigarette aufgenommen werden.


Rauchen aufhören mit Nikotinersatz – wie es funktioniert


Während einer Nikotinersatztherapie wird die zugeführte Nikotinmenge im Laufe mehrerer Wochen schrittweise reduziert. Dadurch wird das Auftreten von Entzugserscheinungen, die durch den Wegfall des Nikotins nach dem Rauchstopp verursacht werden, gemildert. Die Produkte sind in unterschiedlichen Dosierungen erhältlich, so dass diese je nach Rauchverhalten angepasst werden können. Starke Raucher sollten mit höheren Dosen starten, um die Entzugssymptome zu Beginn effektiv zu verringern, und diese dann nach und nach reduzieren. Zum Beginn des Rauchstopps ist zunächst nicht im Vordergrund, das Nikotin zu reduzieren, sondern von den Zigaretten und den schädlichen Substanzen im Tabakrauch wegzukommen. Um wirklich langfristig zum Nichtraucher zu werden, ist eine Verhaltensänderung erforderlich: Jedes Mal, wenn Du Dir eigentlich eine Zigarette anzünden würdest, brauchst Du eine Alternative dazu. Das Nichtrauchen musst Du erst wieder neu lernen und quasi antrainieren.

 

 

Wusstest Du schon, dass...

  • ... der Tabakrauch über 8.000 chemische Substanzen enthält?

 

Pflaster, Kaugummi, Lutschtablette, Inhalator oder Nikotinmundspray – was ist zu beachten?


Wenn Du Dich für eine Nikotinersatztherapie entschieden hast, werden sich viele Fragen ergeben wie beispielsweise:

  • Wie benutzt man ein Nikotinpflaster?

  • Wie lange kann man Nikotinkaugummis nehmen?

  • Gibt es bei den oralen Nikotinersatzpräparaten etwas Besonderes zu beachten?

  • Was ist der beste Nikotinersatz für Dich?

  • Wie lange geht die Nikotinersatztherapie?


Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, wie Du Dich beim Rauchausstieg unterstützen lassen kannst. Es gibt die verschreibungspflichtige Medikamente Bupropion und Vareniclin und den freiverkäuflichen Nikotinersatz, den Du in der Apotheke erhältst. Auch wenn Du diesen Nikotinersatz ohne Rezept kaufen kannst, solltest Du Dich vorher unbedingt von Deinem Arzt oder Apotheker beraten lassen.

 

Unterstützungen beim Rauchausstieg durch Medikamente und Nikotinersatz


Freiverkäuflicher Nikotinersatz – welche Möglichkeiten gibt es und wie funktionieren sie?


Nikotinkaugummis


Nikotinkaugummis (meistens reichen die 2 mg Kaugummi) sollten für ca. 30 Minuten langsam gekaut werden, so dass das gesamte Nikotin freigesetzt werden kann. Nach kurzer Zeit merkt man einen scharfen Geschmack, dann soll das Kaugummi in die Backentasche gelegt werden und dort etwas liegen gelassen werden. Über die Wangenschleimhaut wird das Nikotin ins Blut aufgenommen. Dann das Kaugummi wieder kauen, bis es wieder scharf schmeckt und in die andere Backentasche legen. Zu Beginn wird empfohlen etwa 8 bis 12 Kaugummis über den Tag hinweg zu kauen (max. 16 Stück pro Tag). Nach 4 bis 12 Wochen wird diese Dosis dann schrittweise reduziert, bis nur noch maximal 2 Kaugummis pro Tag benötigt werden.


Lutschtablette


Ähnlich wie die Kaugummis setzen auch Lutschtabletten das Nikotin im Mundraum frei. Es wird empfohlen bei akutem Rauchverlangen eine Tablette zu lutschen. Ebenso wie bei den Kaugummis sind als Richtwert 8 bis 12 Tabletten angegeben (max. 16 Stück pro Tag) und diese Anzahl sollte nicht überschritten werden.


Nikotinpflaster


Die Nikotinpflaster werden auf saubere und trockene Haustellen geklebt, von wo aus sie 16 bis 24 Stunden kontinuierlich Nikotin abgeben, welches über die Haut aufgenommen wird. Für die meisten Raucher sind 16-Stunden-Pflaster ausreichend. Das Pflaster muss für etwa 10 bis 20 Sekunden auf die frisch gereinigte Hautstelle gedrückt werden. Die Stelle auf die das Pflaster aufgeklebt wird, sollte täglich gewechselt werden. Diese Behandlung dauert im Durchschnitt 10 Wochen und auch hier wird die Dosis der Pflaster schrittweise verringert.


Inhalatoren


Inhalatoren ähneln einer Zigarette am meisten. Das Mundstück des Inhalators wird in den Mund geführt und man zieht daran - ähnlich wie an einem Glimmstängel. Hier kommt es also zur geringsten Verhaltensänderung vom bisherigen Rauchen.


Mundspray


Beim Nikotinspray wird das Nikotin am schnellsten aufgenommen. Wichtig ist: Beim Sprühen nicht einatmen (das führt zu Hustenreiz) und den Sprühstoß auf die Wangeschleimhaut richten und nicht auf das Gaumenzäpfchen (das führt sonst unter Umständen zu Schluckauf). Diese Anwendung soll zu Beginn etwa ein- bis zweimal pro Stunde durchgeführt werden. Nach etwa 6 Wochen wird die Anzahl der Sprühstöße verringert.
Für alle Nikotinersatzprodukte gilt: Nach 3 bis spätestens 6 Monaten solltest Du den Nikotinersatz absetzen. Dieser Zeitraum sollte auch nicht überschritten werden und wenn doch, dann nur unter ärztlicher Aufsicht. Zwar wäre eine Abhängigkeit vom Nikotinersatz sicherlich bei weitem nicht so schädlich wie das Zigarettenrauchen aber Nikotinersatz sollte irgendwann auch wieder beendet werden. Nikotin ist und bleibt ein Nervengift.


Welche Nikotinersatztherapie ist die richtige für Dich?


Welches Nikotinersatzprodukt das richtige für Dich ist, hängt von Deinen Lebensumständen und Vorerkrankungen ab. Arbeitest Du in der Gastronomie oder einer anderen Tätigkeit in der am Arbeitsplatz nicht gegessen werden darf, sind Kaugummis nicht die richtige Wahl. Hier wäre das versteckte Tragen von Nikotinpflastern eine Alternative. Neigst Du zu Reizungen der Magen- oder Mundschleimhaut, sind Kaugummis, Lutschtabletten und Sprays ebenfalls nicht empfehlenswert. Das Gleiche gilt für Nikotinpflaster, wenn Du eine empfindliche Haut hast. Du solltest Dich unbedingt von Deinem Arzt oder Apotheker individuell beraten lassen.

Nikotinersatz nur nach einer Beratung durch den Arzt oder Apotheker nehmen


Risiken und Nebenwirkungen – Ist Nikotinersatz schädlich?


In einer Studie bekamen 11 von 100 Personen bei Anwendung von oralen Ersatzprodukten Wundstellen im Mund oder Rachen. 4 von 100 Personen klagten über Magenbeschwerden. Außerdem sollten Personen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems nur nach ärztlicher Abklärung Nikotinersatzprodukte verwenden. Du solltest also nicht leichtfertig Nikotinersatzprodukte einnehmen, sondern diese in Abstimmung mit Deinem Arzt nutzen.


Nikotinersatztherapie in der Schwangerschaft ist besser als einfach weiter zu rauchen


Über eine Nikotinersatztherapie während der Schwangerschaft lässt sich streiten. Es ist unklar ob und wie weit der Nikotinersatz in der Schwangerschaft schädlich für das Ungeborene ist. Es wird aber davon ausgegangen, dass eine Nikotinersatztherapie weniger schädlich ist als einfach weiter zu rauchen. Vom Weiterrauchen muss unbedingt abgesehen werden, denn Rauchen in der Schwangerschaft hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen für Dein Baby. Beispielsweise können Fehl- oder Missbildungen entstehen. Außerdem wird die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Kindstod erhöht. Es ist in der Schwangerschaft zwar besser, den Rauchstopp ohne Nikotinersatz durchzuführen, aber wenn er ohne überhaupt nicht gelingt, dann können orale Nikotinersatzpräparate zur Unterstützung eingesetzt werden.


Nikotinersatztherapie verspricht Erfolg


Viele wissenschaftliche Studien befassten sich bereits mit der Wirksamkeit von Nikotinersatzprodukten beim Rauchen aufhören . Eine Auswertung dieser Studien, durchgeführt vom Cochrane Netzwerk, ergab, dass im Vergleich zum Rauchstopp ohne Nikotinersatz die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Rauchstopp um 50 bis 60 % gesteigert wird. Durch zusätzliche therapeutische Unterstützung z. B. durch eine App oder einen Kurs, kann diese Zahl sogar noch weiter gesteigert werden. Der Wille Nichtraucher zu werden ist sicherlich grundlegend wichtig. Die richtige Vorbereitung, ausreichend Unterstützung und vor allem die Änderung des bisherigen Verhaltens sind aber die größten Faktoren, die den Erfolg ausmachen. Nikotinersatzprodukte können bei Vorliegen einer Abhängigkeit und beim Auftreten von Entzugssymptomen kurzfristige Hilfsmittel sein, um Entzugserscheinungen zu mindern und den Einstieg in die Raucherentwöhnung zu erleichtern.

 

 

Tipp

  • Der Nikotinersatz kann zwar die Entzugssymptome lindern, aber Dein Verhalten und die Gewohnheit zu rauchen muss mit einem Verhaltenstraining abgelegt werden, um langfristig rauchfrei zu bleiben.

Wer übernimmt bei einer Nikotinersatztherapie die Kosten?


Obwohl die Wirksamkeit belegt ist, wird die Nikotinersatztherapie von Krankenkassen nicht bezahlt. Der Gesetzgeber hat alle Medikamente zur Unterstützung beim Rauchstopp von der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenversicherungen ausgeschlossen. Das ist aus suchtmedizinischer Sicht fraglich, aber aktuell leider hinzunehmen. Nikotinersatz auf Rezept gibt es daher nicht. Es ist freiverkäuflich in der Apotheke, dabei unterscheiden sich die Preise des Nikotinersatzes je nach Präparat. Du solltest Dich unbedingt im Voraus erkundigen und Dich beim Arzt oder in der Apotheke beraten lassen. Sie können Dir sagen, welchen und ob Du überhaupt Nikotinersatz kaufen solltest. Neben den freiverkäuflichen Nikotinersatzprodukten gibt es auch die zwei verschreibungspflichtigen Medikamente, die für die Tabakentwöhnung in Deutschland zugelassen sind: Bupropion und Vareniclin. Sie lindern Entzugserscheinungen während des Rauchstopps, können aber wie jedes Arzneimittel (wie auch Nikotinersatz) Nebenwirkungen haben.


Fazit


Die Wirksamkeit der Nikotinersatztherapie zur Tabakentwöhnung ist bei Vorliegen einer Tabakabhängigkeit und beim Auftreten von Entzugssymptomen ausreichend belegt. Die Kosten der Nikotinersatztherapie sind aber selbst zu bezahlen, da die Krankenkassen den Nikotinersatz nicht bezahlen dürfen. Wie lange die Nikotinersatztherapie bei Dir dauern sollte und welcher Nikotinersatz für Dich am besten geeignet ist, erfährst Du in der Beratung durch Deinen Arzt oder Apotheker. Das Ziel ist aber immer, den Nikotinersatz nach einiger Zeit abzusetzen. Außerdem kannst Du mit einem Nichtraucherkurs wie Nichtraucherhelden Deine Erfolgschancen erhöhen. Du wirst dort mit viel Motivation und einem erfahrenen Tabakentwöhner unterstützt, um endlich rauchfrei zu werden. Außerdem lernst Du Dein Rauchverhalten kennen und bekommst Strategien an die Hand, um dem Rauchimpuls zu widerstehen.
Hast Du bereits mit der Nikotinersatztherapie Erfahrungen gesammelt? Schreib uns Deine Erfahrungen mit Nikotinersatzprodukten in die Kommentare.

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Alena Fricker

Alena begeistert das Thema Ernährung und Gesundheit schon seit vielen Jahren beruflich, als auch privat. Nach ihrem erfolgreichen Studium der Ernährungswissenschaft, ist sie nun in der Wissenschaft und Forschung tätig. Als Pilatestrainerin ist sie es gewohnt zu motivieren und anderen zu helfen, stets ihr Bestes zu erreichen. Ihr fachliches Wissen und ihre Motivation, selbst den healthy lifestyle -natürlich ohne Rauchen- zu leben, möchte sie hier mit euch teilen.

Kommentare

Alexandra 69

05.03.2021

Guten Morgen, Ich nehme jetzt schon 4 Wochen Nikotin Pflaster und bei Bedarf Nikotin Tabletten, parallel bin ich bei Nichtraucher Helden angemeldet.,trotz der Kombination habe ich noch ganz oft dieses Verlangen eine Rauchen zu wollen, was kann ich machen....

NichtraucherHelden-Team

10.03.2021

Kopf hoch das geht am Anfang vielen so. Halte dich am besten an unser Programm und halte dir stets dein Ziel vor Augen. Meistens sind die ersten Wochen die schlimmsten, doch es wird Tag für Tag besser. Falls sich dein Zustand nicht verbessert, setze dich mit deinem Hausarzt in Verbindung und besprich mit ihm/ihr dein weiteres Vorgehen. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

Maiki

08.08.2022

Bin seit 3 Monaten rauchfrei nehme aber noch nikotin pflaster und bei größeren verlangen nikorette lutschtabletten..habe aber immer noch innere unruhe und nervöse Zustände..muss doch mal nachlassen

NichtraucherHelden-Team

10.08.2022

Herzlichen Glückwunsch zu den 3 rauchfreien Monaten! In der Regel müssten die meisten Entzugserscheinungen wie innere Unruhe nach zwei Wochen deutlich nachgelassen haben. Wenn dies nicht der Fall ist, empfehlen wir dies Mal mit einem Arzt oder einer Ärztin abzuklären.

Nicole

08.09.2023

Tut mir leid, aber ich finde eure Antworten auf Kommentare oft inhaltslos und sie wirken wenig kompetent. Zum Beispiel der Beitrag von Maiki: Wenn jemand Nikotinpflaster trägt und Nikotinkaugummis nutzt, hat er doch noch gar keinen Nikotinentzug hinter sich bzw. er steckt mitten drin, weil die Dosis vermutlich schon niedriger ist als gewohnt. Warum also sollte er keine klassischen Nikotinentzugssymptome wie innere Unruhe und Nervosität haben?!? Die Frage ist doch eher, ob sich die neuen Verhaltensstrategien des dreimonatigen substituierten Rauchstopps bereits soweit verfestigt haben, dass derjenige sich möglicherweise zutraut, sich dem totalen Nikotinentzug mit den dazugehörigen Symptomen auszusetzen. Die Nikotinentzugssymptome werden dann nach einer Weile der Abstinenz nachlassen.

NichtraucherHelden-Team

11.09.2023

Die Anwendung von Nikotinersatzpräparaten entkoppelt die körperliche Sucht von der psychischen Sucht. Diese Präparate sind deshalb so sinnvoll bei stärker abhängigen Personen, damit die Entzugserscheinungen nicht mit geballter Ladung kommen und den Rauchstopp erschweren. Du hast recht, es ist möglich, dass eine Unruhe und Nervosität auch noch 3 Monate nach dem Rauchstopp unter der Nutzung von Nikotinersatzpräparaten auftreten können. In den meisten Fällen sollte das allerdings nach 3 Monaten weitgehend abgeklungen sein. Daher sollte sich das ein Arzt ansehen, damit die Ursache (psychische Gründe / Unverträglichkeit gegenüber den Präparaten / falsche Art der Anwendung bzw. Dosis, o.ä.) gefunden werden und das Problem behoben werden kann.

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