beta-Carotin aus Karotten schädlich für Raucher?


beta-Carotin kommt natürlicherweise in vielen Gemüse- und Obstsorten vor. Ihm werden zahlreiche positive Wirkungen auf den Körper zugesprochen. Doch laut Experten sollte beta-Carotin gerade beim starken Raucher nicht in zu hoher Menge aufgenommen werden. Sogar von einem erhöhten Krebsrisiko wird gesprochen. Was steckt wirklich hinter all diesen Behauptungen?

von Dr. rer. nat. Yvonne Heilemann


Dass Rauchende per se ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, ist weitläufig bekannt. Ebenso bekannt ist aber auch, dass beta-Carotin sehr gesund ist. Ist das wirklich so? Studien belegen, dass beta-Carotin auch Probleme mit sich bringen kann, gerade bei Rauchern und insbesondere in Bezug auf die ohnehin sensiblen Themen Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ob das Vitamin auch für Nichtraucher ein Problem darstellt, ist noch nicht endgültig geklärt, scheint aber eher nicht der Fall zu sein.

Was genau ist eigentlich beta-Carotin?

Dass Obst und Gemüse sehr viel Vitamin enthält und jedes Vitamin für unseren Körper essentiell ist, ist vermutlich nichts Neues für Dich. Vitamine wie Vitamin A, C und E sind in aller Munde. Doch was sind eigentlich die sogenannten Carotinoide. Sicherlich hast Du schon einmal den Begriff Carotinoide gehört. Man findet diese in orange-rot gefärbten Obst- und Gemüsesorten. Carotinoide werden in verschiedene Unterkategorien von Stoffen eingeteilt, u.a. gehört dazu das beta-Carotin. Diese Stoffklasse der Carotinoide findet man in besonders großen Mengen in Karotten. Aber nicht nur in Karotten, sondern auch in anderen Obst- oder Gemüsesorten wie Tomaten sind Carotinoide zu finden. Bei beta-Carotin spricht man auch vom sogenannten Provitamin A, da es im Körper zu Vitamin A umgewandelt werden kann. Die Zufuhr von Vitamin A wiederum ist wichtig für das Sehen, Wachstum, Immunsystem und die Entwicklung von Zellen und Gewebe. Betacarotin selbst wirkt als wichtiges Antioxidans im Kampf gegen freie Radikale.
Natürlicherweise kommt beta-Carotin in allerlei Lebensmitteln, vor allem in Gemüsesorten wie Karotten, Spinat und roter Paprika, sowie in Obst wie Aprikosen vor. Es dient jedoch in der Lebensmittelindustrie auch als Farbstoff und wird vielen Lebensmitteln und Getränken zugesetzt. Zudem dient es als Vitamin-A-Quelle in angereicherten Lebensmitteln wie Bonbons, ACE- oder Multivitamin-Getränken, sowie auch in Nahrungsergänzung. Hierzu gehört zum Beispiel die bekannte ACE-Tablette, der neben beta-Carotin noch die Vitamine C und E zugesetzt sind. Außerdem gibt es auch reine beta-Carotin-Kapseln, die einen zusätzlichen Sonnenschutz der Haut erzeugen sollen. Es kommt also über vielfältige Wege zur Zufuhr von beta-Carotin.

Ist beta-Carotin gefährlich für Raucher?

Welches Risiko haben Raucher bei der Einnahme von beta-Carotin?


Große, anerkannte Studien am Menschen mit mehreren Tausend Teilnehmern wie die ATBC- und Caret-Studie zeigten, dass die erhöhte tägliche Aufnahme von beta-Carotin aus Supplementation mit Nahrungsergänzung in Dosen von 20-30 Milligramm über mehrere Jahre bei langjährigen, starken Rauchern zu einer erhöhten Lungenkrebsrate sowie zu einem Anstieg der Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei bereits vorliegenden Herzinfarkten führt. Als starke Raucher galten hierbei Personen, die mindestens 20 Zigaretten am Tag über mehr als 30 Jahre konsumierten. Für Nichtraucher und ehemals Rauchende konnte in der ATBC- und Caret-Studie sowie in nachfolgenden Untersuchungen kein erhöhtes Risiko festgestellt werden.



 

Was sollten Sie beachten?

Vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wurde für isoliertes beta-Carotin ein Risikoprofil erstellt. Dieses besagt, dass Rauchende einem „möglichen Risiko einer schweren, irreversiblen gesundheitlichen Beeinträchtigung bei regelmäßiger Einnahme beta-carotinhaltiger Nahrungsergänzungsmittel“ ausgesetzt sein können. Die vorliegenden Forschungsdaten weisen jedoch Lücken auf, weshalb bisher keine abschließende Aussage getroffen werden kann.
Die Wirtschaft hat sich basierend auf den genannten Studienergebnissen aus Sicherheitsgründen bereits Anfang der 2000er Jahre zu einer Selbstbeschränkung bzgl. des Gehalts an isoliertem Provitamin beta-Carotin verpflichtet. Folgende Höchstmengen sollen dabei in Lebensmitteln und bei Supplementation nicht überschritten werden:

  • Als Zusatzstoffe in Getränken/Lebensmitteln: max. 2 mg beta-Carotin pro 100 mg

  • Nahrungsergänzungsmittel: max. 4,8 mg beta-Carotin/Tagesdosis

  • Nahrungsergänzungsmittel mit mehr als 4,8 mg beta-Carotin: Hinweis, dass es für starke Raucher nicht geeignet ist oder Hinweis, dass die Anwendung nur zeitlich begrenzt erfolgen darf.

Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln mit beta-Carotin - besonderes Risiko für starke Raucher

Bei Einhaltung dieser Obergrenzen für isoliertes beta-Carotin durch die Industrie dürfte keine Verbrauchergruppe, auch nicht rauchende Menschen, einem Risiko ausgesetzt sein. Dies hat basierend auf Verbrauchsdaten eine Modellrechnung für empfohlene Dosierungen für beta-Carotin-haltige Arzneimittel ergeben.

Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sollen starke Raucher (20 oder mehr Zigaretten pro Tag) auf Arzneimittel, die hohe Dosierungen - also mehr als 20 Milligramm täglich - beta-Carotin enthalten, verzichten. Arzneimittel, die 2 bis 20 Milligramm isoliertes beta-Carotin als empfohlene Tagesdosis enthalten, muss im Beipackzettel unter „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung“ vermerkt sein, dass das Medikament von starken Rauchern nicht über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen werden soll.  

 

Fazit

Negative Gesundheitswirkungen hochdosierten beta-Carotins aus Nahrungsergänzungsmitteln wurden nur bei langjährigen starken Rauchern sicher nachgewiesen. Für Nichtraucher und ehemalige Raucher konnte weder ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko noch vermehrte Herz-Kreislauferkrankungen erfasst werden. Starke Raucher sollten daher bei Supplementation mit Nahrungsergänzungsmitteln die beta-Carotin-Dosis beachten und auf hochdosierte beta-Carotin-haltige Produkten verzichten bzw. sie nicht über längere Zeit täglich einnehmen. Für Nichtraucher ergeben sich nach heutigem Wissensstand keine derartigen Einschränkungen. Am besten ist es jedoch für jeden Rauchen die Zigaretten beiseitezulegen. Es gibt nur Vorteile beim Rauchen aufhören. Hole Dir professionelle Hilfe für den Rauchausstieg, wie z.B. das Online-Nichtraucherprogramm NichtraucherHelden.de.

 

 

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Dr. rer. nat. Yvonne Heilemann

Yvonne ist seit vielen Jahren in Wissenschaft und Forschung tätig. Mit aktuellen Studien und neuesten Erkenntnissen rund um die Themen Gesundheit, Rauchen und Ernährung kennt sie sich bestens aus. Gerne möchte sie ihr Wissen mit Euch teilen.

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